Zu den häufigsten Ausfallursachen hochempfindlicher elektrischer Anlagen (hierzu zählen auch Funk- bzw. Amateurfunkanlagen) gehören Überspannungen, verursacht durch Schalthandlungen, atmosphärische Entladungen und elektrostatische Entladungen.
Mit speziellen Schutzmaßnahmen und gezieltem Einsatz von Uberspannungsschutzgeräten, kann dieser Gefahr vorgebeugt werden.
Jede Funkanlage besteht aus dem Funkgerät, evtl. in Verbindung mit einer Steuereinheit (CPU) für die Rotorsteuerung, Leistungsverstärker und/ oder Empfangsverstärker, sowie der eigentlichen Antennenanlage. Hierbei unterscheidet man den Antennenträger auf dem Dach eines Gebäudes (Bild 1) von einem freistehenden Antennenträger (Bild 2). Es ist unerheblich, welche und wieviele Antennen auf dem Antennenträger angebracht sind.
Bild 1: Blitzschutz einer Sende-,Empfangsanlage. Aufbau auf dem Dach
Bild 2: Blitzschutz einer Sende-'Empfangsanlage. Aufbau auf einem Tower
DIN VDE 0855, Teil 1 /1, 2/, verlangt den Anschluß des Antennenstandrohres an die Erdungsanlage über eine Erdungsleitung aus Kupfer mit 16 mm' Querschnitt (Bild 3). Diese Maßnahme ist ausschließlich eine Erdungsmaßnahme und bietet keinen Personen- und Sachschutz bei Blitzeinwirkungen.
Bild 3: Erdungs- und Potentialausgleich von Antennen mit Verstärkeranlagen
Befindet sich die Antennenanlage auf einem Gebäude ohne äußeren Blitzschutz, so ist es vorteilhaft, die Erdleitung vom Antennenstandrohr über Dach und Außenwand hinweg zu führen, und im Erdboden an einen Staberder (Mindestlänge 1,5 m), Banderder (Mindestlänge 3 m) bzw. wenn vorhanden, an die herausgeführte Anschlußfahne des Fundamenterders anzuschließen.
Ist auf dem Gebäude ein äußerer Blitzschutz, gemäß DIN VDE 0185 (3) vorhanden, so ist das Antennenstandrohr auf kürzestem Wege mit der vorhandenen Fangeinrichtung/Ableitung zu verbinden. Als Querschnitt sind die üblichen Blitzableiterdrähte mit Ø 8 mm aus Stahl, Kupfer oder Aluminium zu verwenden.
Es gibt Antennenträgermaste aus Holz, Stahl (Rohr oder Gittermast) und Stahlbeton. Im Regelfall kann davon ausgegangen werden, daß die Mastspitze mit einer metallenen Antennentragwerks-Konstruktion versehen ist. Diese Tragwerks-Konstruktion dient gleichzeitig als Fangvorrichtung für Blitze und muß über eine Ableitung mit der Erdungsanlage verbunden werden. Im Falle eines Stahlmastes erübrigt sich die Ableitung, doch ist am Mastfuß eine Verbindung mit der Erdungsanlage vorzunehmen. Bei der Verwendung von Antennenträgern aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) sollte parallel zum GFK-Mast vom Antennenträger zur Erdungsanlage eine Ableitung verlegt werden, urn den Koaxschirm vom Blitzteilstrom zu entlasten.
Bei drehbar gelagerten Antennenanlagen sollte der Antennenrotor flexibel überbrückt werden. Es ist darauf zu achten, daß die Drehbewegung mechanisch nicht behindert wird.
Auch bei vorschriftsmäßiger Erdung der Antennenanlage besteht kein Schutz gegen Überspannungen bei direktem Blitzeinschlag bzw. bei nahem Blitzeinschlag. Das sich rasch ändernde magnetische Feld des Blitzstromes induziert in allen Leiterschleifen Überspannungen. Solche Schleifen entstehen z.B. im Zusammenwirken von Antennenerdungsleitung, -zuleitung, Rotor-Steuerleitungen und Starkstromleitung.
Von einem Funkgerät aus gesehen, liegen Antennen- und Netzanschluß an den Enden einer offenen Induktionsschleife, die eine Fläche von veielen m2 umfassen kann (Bild 4). In diese Schleifen werden bei einem Direkteinschlag und auch bei einem Blitzeinschlag in die nähere Umgebung mehrere 10 000 V bis einige 100 000 V Überspannung induziert, die zur Zerstörung des Funkgerätes und/oder der Zusatzgeräte führen.
Bild 4: Schleifenbildung durch getrennte Netze
Das Schutzkonzept, das Funkgeräte auch bei direkten Blitzeinschlägen in die Antenne schützt, sieht folgende Maßnahmen (Bild 1 und 2) vor:
Die Spannungsanhebung der Funkanlage als Folge eines eingekoppelten Blitzstromes kann grundsätzlich nicht verhindert werden, jedoch lassen sich zu hohe Potentialdifferenzen durch den gezielten Einsatz von Schutzgeräten vermeiden.
Folgende Schutzgeräte können hier eingesetzt werden:
Bild 5: 4-poliger Blitzstromabielter DEHNVENTIL®, Typ VGA 2804
Bild 6: Überspannungsableiter in Modulbreite, Typ VM280FM, mit Fernmeldekontakt
Bild 7: BLITZDUCTOR® KT, Typ LD, für Rotorsteuerleitung
Bild 8: Überspannungsgeräte für 50-Ω-Koax-Kabel
Anschluß | BNC | N | UHF |
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Schutzpegel bei isN | ca. 2 kV | ca. 600 V | |
Nennableitstoßstrom (8/20) | 15 kA | 5 kA | |
Frequenzbereich bis | 800 MHz | 1,5 GHz | 800 MHz |
max.Übertragungsleistung | 5000 W | 2000 W | |
Rückflußdämpfung | ≥ 20 dB | ||
Einfügungsdämpfung | < 0,5 dB |
Die Auswahl richtet sich hier nach der entsprechenden Anschlußnorm, Typ BNC, N oder UHF (Bild 8).
Teilweise sind die Schutzgeräte fernspeisetauglich.
Mit dem hier vorgestellten Blitz- und Überspannungsschutzkonzept ist es möglich, Funkanlagen, auch bei direkten Blitzeinschlägen, -ferneinschlägen und elektromagnetisch eingekoppelten Überspannungen, wirkungsvoll zu schützen.
Dipl. -Ing. (FH) Klaus-Peter Müller