Auch wenn - oder besser gesagt: gerade weil sich Klaus Böttcher meistens mit dem Thema Antennen beschäftigt, hat er sich für diesen Beitrag mit den praktischen Fragen der Antennen- und Stationserdung auseinandergesetzt. In seiner stets pragmatischen Art gehört die kostengunstige "Materialgewinnung" natürlich dazu. Auf umliegenden Baustellen wurde DJ3RW fündig. Lesen Sie, wie man mit ein wenig Arbeitseinsatz quasi zum Nulltarif zu einer ordentlichen Erdung kommt.
Außerhalb von Bauwerken angebrachte Teile der Antennenanlage müssen über eine Erdungsleitung mit einem Erder verbunden sein. Das dient folgenden Zwecken:
Darüber hinaus hat die Erdung für den Sendeamateur noch folgenden Nutzen:
Die Antenne kann entweder dauerhaft zwangsgeerdet sein (z. B. bei J-Antennen), über einen kraftigen Schalter bzw. ein Starkstromrelais bei Nichtbetrieb mit der Erde verbunden werden oder sich über eine gasgefüllte Überspannungspatrone entladen.
Als Erder eignen sich:
Die meisten der genannten Möglichkeiten scheiden oft genug für den "antennengeschadigten" Funkamateur aus, so dass er sich letztlich - meist ohne Genehmigung - mit Wasserleitung oder Zentralheizung zufrieden gibt.
Ein Baustellen-Schaltkasten, hier unvorschriftsmäßig geerdet.
Keine Gute Erde, aber für "Antennengeschädigte" oft die einzige Moglichkeit der Antennen- bzw. Stationserdung: Die Zentralheizung...
...und das Regenfallrohr.
Verzinkte Einschlagbodenhülse einer Pergola als brauchbarer Erder.
Besser sind eigene, nachtraglich in das Erdreich eingeschlagene Staberder. Der Handel bietet sie aus Walzstahl, feuerverzinkt, 150 cm lang und mit kreuzförmigem Profil 50 × 50 × 3 mm zum Preis von circa 35 € an. Genau diese Erder verwendet die Baubranche, um die Schaltkästen für Baukräne, Betonmischer usw. zu erden. Nach Beendigung der Bauarbeiten wird der Erder oft nicht ausgegraben und wieder verwendet - vor allem darn nicht, wenn er vorschriftsmäßig in voller Länge in den Boden eingetrieben war. Dafür trägt er mit der herausragenden Anschlusslasche noch einige Zeit zum Unfallgeschehen auf der Baustelle bei, bis der Bauherr selbst das restliche Stück in den Boden drischt. Dabei braucht man den Erder nicht einmal auszugraben. Es genügen ein etwa zwei Meter langes, stabiles Stück Stahlrohr als Hebel und einige Ziegelsteine (auf jeder Baustelle vorhanden) zum Unterlegen. Damit hat man innerhalb von wenigen Minuten den Staberder draußen (mehrfach ausprobiert!), wobei das Rohr unterhalb der angeschweißten Befestigungslasche angesetzt und mit den Steinen der stabile Auflagepunkt entsprechend dem herauskommenden Kreuzerder laufend höter gelegt wird, bis man ihn von Hand herausziehen kann.
Durch Heraushebeln gewonnener Staberder...
...als einer von drei parallelgeschaiteten, durch den Beton der Kellerdecke getriebenen Blitzschutzerder bei DJ3RW (obere, beim Einschlagen beschadigte Enden mit der Trennscheibe entfernt).
Baustellen sind an den Kränen erkennbar. Dort befinden sich immer solche Staberder, die each Abbau des Kranes nicht mehr benotigt werden. Diese Orte merkt man sich vor. DJ3RW hat an einem Tag vier Staberder "gewonnen", stets in Anwesenheit des Bauherrn oder von Handwerkem, wobei niemand etwas gegen die kostenlose Entsorgung einzuwenden hatte. Drei Stuck davon wurden mit 1,5 m Abstand im Heizungskeller durch den mit der Schlagbohrmasaline kreuzweise eingeritzten Betonkellerboden in das darunter befindliche Erdreich getrieben, parallel geschaltet und über Kupferdraht mit 10 mm2 Querschnitt durch einen stillgelegten Schornstein mit den an dessen Ende zentral angebrachten KW- und UKW-Antennen verbunden. Über einen zweiten Draht liegt auch die Funkstation auf Staberder-Potential. Die Anlage ist in dieser Form schon viele Jahre in Betrieb.
Auch verzinkte Wasserrohre eignen sich als Staberder. Man kann sie nanülich ebenso wie die kreuzförmigen in die Erde treiben, aber auch den Wasserdruck nutzen, urn sie damit ohne Gewalt in weiches Erdreich einzuspülen.
Auch ein Staberder: Ein verzinktes halbzölliges Rohr, das man mit Leitungswasser-Druck in die Erde einspülen kann.
Danach wird der Gardena-Anschluss...
...durch eine Erdklemme ersetzt.
Aus Edelstahlblechabfallen mit Hilfe von Körner bzw. Ahle selbst hergestellte Erdungsschellen am Antennenmast.
Eine wenig aufwendige, wenn auch nicht tiefe Erdung ist die mittels Drahtkleiderbügeln aus der Schnellreinigung. Sie hat sich bei der Erdung von Fuchsjagdsendern bewährt and eignet sich auch für den stationären oder anderweitigen Portabel-Betrieb. Die Kleiderbügel bestehen aus 2 mm dickem, zähem und verzinktem Stahldraht. Sie werden wie folgt hergerichtet: Die Aufhängeöse bleibt erhalten. Den restlichen Draht biegt man gerade (die Bögen am besten zwischen den Schraubstockbacken), kürzt ihn auf etwa 70 cm und feilt oder schleift am unteren Ende eine Spitze an. Das obere Ösenende erhält eine Lüsterklemme. Hier wird später der Erddraht angeklemmt und ggf. mit weiteren Erdspießen verbunden.
Verzinkte Draht-Kleiderbügel als provisorische Erder.
An einer von Baumwurzeln möglichst freien Stelle schiebt man den kurz gefassten Stahldraht zentimeterweise in das Erdreich. Das geht dank der Spitze überraschend gut. Ist der Weg durch einen Stein versperrt, versucht man es ein Stück daneben. Und anders als bei den üblichen Erdern bekommt man den Draht auch wieder leicht heraus. Die Fläche des 70 cm langen Drahtes zum Erdreich beträgt 44 cm2. Das genügt bei mäßig feuchtem Boden für eine effektive Erdverbindung.
Zur Befestigung von Pergolen, Carports und Sichtschutzwänden am Boden bieten die Baumärkte sogenannte Einschlagbodenhülsen aus feuerverzinktem Blech an. Sie sind mit 75 oder 90 cm deutlich länger und damit geeigneter als Zeltheringe. Es gibt sie zur Aufnahme von imprägnierten 70er- oder 90er-Vierkanthölzern. Beim Anschluss darf man den Kupferdraht der Erdleitung (wie bei alien Zinkteilen) jedoch nicht einfach unter einer der üblichen Sechskant-Holzschrauben festklemmen, weil diese Kontaktstelle bereits beim nächsten Regen korrodiert. Der Anschluss sollte über eine Edelstahlschelle oder wenigstens eine verzinnte Gabellöse erfolgen.
Klaus Böttcher, DJ3RW.