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Extrem rauscharme Vorverstärker erfordern dämpfungsarmes Antennenkabel! Breitband-Richtkoppler zur SWR-Messung von Empfänger-Komponenten

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Das Vordringen der GaAs-FET-Technologie hat bei allen UHF-Kommunikationssystemen eine noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehaltene Steigerung der Empfängerempfindlichkeit ermöglicht. Bipolare Transistoren wie GaAs-FETs haben Rauschmaße unter 1 dB erreicht, wobei letztere sogar Werte unter 0,5 dB erzielen können. Systemtemperaturen von 50 K ≡ -223°C, die früher nur von gekühlten, parametrischen Verstärkern erzielt werden konnten, gehören nunmehr zum weit verbreiteten Stand der Technik. Einige Besonderheiten der GaAs-FETVerstärker, ohne deren Beachtung ein Ausnutzen der Datenblatt-Werte unmöglich ist, sollen im Folgenden erläutert werden. Weiterhin wird ein Breitbandrichtkoppler beschrieben, der SWR-Messungen an Empfängereingängen und Vorverstärkern im Frequenzbereich von 2 bis 1400 MHz ermöglicht.

1. Allgemeines

Ein typisches Übertragungssystem, zu dem sendeseitig Sender und Sende-Antenne gehören, wird am Empfangsort aus einer Empfangsantenne, einem ersten Antennenkabel zu einem Vorverstärker am Mast, einem zweiten, längeren Ableitungskabel und einem Signalempfänger gebildet. Der Empfangsantenne fällt dabei die Aufgabe zu, soviel wie möglich von der Energie aufzunehmen, die nach der Streckendämpfung von der sendeseitig erzeugten Feldstärke noch übrig geblieben ist. Diese Energie soll möglichst ohne jede Verfälschung bis zum Demodulationspegel verstärkt werden, was in den ersten Stufen besonders rauscharme Vorverstärker bewirken sollen.

2. Rauschen

2.1. Thermisches Rauschen

Das durch die thermische Molekularbewegung hervorgerufene Rauschen verhindert, daß beliebig kleine Empfangssignale bis auf den Demodulatorpegel verstärkt werden können. Die natürliche Grenze ist durch den bei 17°C ≡ 290 K rauschenden Empfänger-Eingangswiderstand gegeben, der eine Rauschleistung von -174 dBm pro Hz Bandbreite abgibt. Bei einer üblichen Bandbreite von 2,4 kHz entspricht das einer Eingangsrauschleistung von -140 dBm, entsprechend einer Eingangsspannung von 22 nV an 50 Ω. Auch mit einem idealen, rauschfreien Empfänger, der durch verlustloses Kabel mit der Antenne verbunden ist, können ohne Bandbreitenverminderung keine kleineren Signale als 22 nV aufgenommen werden.

2.2. Signal-Rauschverhältnis NF (Noise Figure)

Zur Klassifizierung der Qualität eines Verstärkers dient die Rauschzahl-Definition. Sie besagt, um wieviel sich das Signal/RauschVerhältnis am Verstärkerausgang gegenüber dem am Verstärkereingang verschlechtert hat.

Eq 1

Das in dB gemessene Rauschmaß NF ergibt sich aus der Rauschzahl F durch Logarithmieren:

Eq 2

Ein idealer Verstärker würde eine Rauschzahl von F = 1 ≡ NF = 0 dB besitzen, den Eingangs-Signal/Rausch-Abstand also unverändert an seinem Ausgang reproduzieren. Ein realer Verstärker mit einem Rauschmaß von 3 dB reduziert ein von der Antenne kommendes Signal/Rausch-Verhältnis von 10 dB an seinem Ausgang auf 10 - 3 = 7 dB. Ziel aller Verstärkerentwicklungen in Bezug auf Empfindlichkeit ist es, die 1 dB-"Rauschmaß-Schallmauer" zu unterschreiten. Besonders bei EMEVerbindungen, bei denen die Antenne auf den kalten Weltraum gerichtet ist, führen Verbesserungen im 1/2-dB-Bereich zu erheblichen System-Verbesserungen(1). Mit dem derzeitigen Stand der Technik werden auf allen Amateurbändern zwischen 145 und 1296 MHz NF-Werte von 0,5 dB erreicht.

2.3. Kabelrauschen

Kabel, Abschwächer, Eingangsschwingkreise und alle übrigen passiven Vierpole rauschen mit ihrem Einfügungsdämpfungswert: NF = a0 [dB]. Ein vor einen Bipolar-Vorverstärker eingeschleiftes Hohlkreisfilter mit 0,1 dB Durchgangsdämpfung verschlechtert das Eingangsrausch-maß um den gleichen Wert.

2.4. Beitrag der zweiten Verstärkerstufe

Die zweite Verstärkerstufe einer Empfangsanlage beeinflußt die Gesamt-Rauschzahl gemäß der Gleichung 3:

Eq 3

Daraus folgt der wichtige Grundsatz: je höher die Vorverstärkung, desto unwesentlicher wird der Rauschbeitrag der zweiten Stufe.

2.5. Messen des Rauschmaßes

Der optimale Abgleich von Vorverstärkern mit der gleichzeitigen, stetigen NF-Messung ist durch Geräte nach den PANFI-Prinzip (Precision Automatic Noise Figure Indicator) möglich, bei dem der Y-Faktor des Verstärkers in Rauschmaß umgerechnet und kontinuierlich angezeigt wird(2). Den Meßaufbau zum Bestimmen der NF mittels Y-Faktor zeigt Bild 1. Nach Gleichung 4 ergibt sich:

Eq 4

wobei az möglichst auf ± 0,05 dB genau gemessen werden sollte.

Bild 1
Bild 1: Bestimmen des Rauschmaßes NF aus dem Y-Faktor.

ENR: Excess Noise Ratio = Rauschleistung des Rauschgenerators in dB; Y-Faktor: Verhältnis der Verstärker-Ausgangsrauschleistungen zwischen ein- und ausgeschaltetem Rauschgenerator.

Muß nach dem Umlegen des Schalters eine Zusatzdämpfung von beispielsweise az = 14 dB eingelegt werden, um bei einem Rauschgenerator mit ENR = 15 dB einen gleichen Meßinstrumentausschlag zu erzielen, so ergibt sich aus Gl. 4:

NF = 15 - 10 log(101,4 - 1) = 1,17 dB. Ein az-Wert von 14,5 dB dagegen würde einen NF-Wert von 0,65 dB ergeben. Aus der Gleichung 4 ist zu sehen, daß sich eine Ungenauigkeit in der ENR-Eichung der Rauschquelle voll auf das Meßergebnis auswirkt. Eine weitere Schwierigkeit bei Absolutmessungen besteht darin, daß nur sehr gute Eichleitungen eine reproduzierbare Genauigkeit von besser als 0,1 dB besitzen, die besonders bei niedrigem Meßobjekt-Rauschmaß benötigt wird.

3. Eigenschaften von Antennenkabeln

Alle Kabel zwischen Antenne und Vorverstärker fügen eine Signaldämpfung ein, die das Systemrauschmaß mindestens um den Dämpfungswert verschlechtert. Dieser ist nicht nur eine Funktion der Kabellänge, sondern hängt auch vom Wellenwiderstand (Zopt = 75 Ω für CATV) und dem Abschlußwiderstand ab. Die Dämpfung hat ein Minimum, wenn der Generatorwiderstand der Antenne dem Wellenwiderstand Zo des Kabels entspricht und dieser wiederum mit dem Eingangswiderstand Rin des Vorverstärkers übereinstimmt. Herrscht zwischen Zo und Rin Ungleichheit, bilden sich auf dem Kabel stehende Wellen, die in den Strombäuchen zu vermehrten (I2 × R)-Verlusten und in den Spannungsbäuchen zu größeren dielektrischen Verlusten führen. Leitungen mit Gas- oder Teflon-Isolation mit dicken, polierten Leitern weisen die geringsten Verluste auf. Bild 2 zeigt ein Diagramm für die gebräuchlichen Kabelsorten, aus dem die Dämpfung im angepaßten Fall für 100 m Länge in Abhängigkeit von der Frequenz ermittelt werden kann. Die unterschiedliche Steigung der Geraden gibt einen Hinweis auf die ungleiche Verteilung zwischen Kupfer- und Dielektrikums-Verlusten. Das Diagramm in Bild 3 zeigt die Zusatzdämpfung auf einem Kabel, die durch Fehlanpassung an seinem Ende als Funktion des Stehwellenverhältnis SWR auftritt. Grunddämpfung ao und Zusatzdämpfung aZ müssen zur Gesamtdämpfung ages addiert werden. Für kleine Dämpfungswerte kann die Gesamtdämpfung auch nach Gleichung 5 ermittelt werden:

Eq 5

Bild 2
Bild 2: Dämpfung ae verschiedener gebräuchlicher Koaxialkabel sowie einer 300-i2-Doppelleitung in Abhängigkeit von der Frequenz für eine Länge von 100 m.

Bild 3
Bild 3: Zusatzdämpfung aZ durch stehende Wellen, SWR.

Im Idealfall, der leider in der Natur nie vorkommt, beträgt z. B. bei 2 m Kabel RG 213 mit ao = 0,32 dB bei 435 MHz vor einem 1-dB-NF-Vorverstärker mit 50 Ω Eingangswiderstand und einem SWR von 1,0 das Gesamt-Rauschmaß NFges = 1,0 + 0,32 = 1,32 dB.

4. Eigenschaften von Vorverstärkern

Sowohl bei Vorverstärkern mit bipolaren wie auch bei solchen mit FETs besteht ein physikalisch bedingter Unterschied zwischen ihrem Eingangswiderstand und dem für minimales Rauschmaß nötigen Generatorwiderstand. Dies ist die bekannte "Schere" zwischen Leistungsund Rauschanpassung. Nur in der in 131 veröffentlichten Schaltung gelingt eine Annäherung beider Werte, wobei jedoch das pro Stufe erzielbare Verstärkungsmaß auf ca. 10 dB beschränkt ist und dadurch der Zusatzrauschwert der zweiten Stufe (F5 = F - 1) noch zu einem Neuntel in den Gesamtwert eingeht, siehe Gl. 3.

Verschiedene Vorverstärker wurden mit einer Richtkopplerbrücke auf ihre Eingangsreflexion hin untersucht. Zwischen VSWR und Reflexionsdämpfung ar besteht der Zusammenhang gemäß Gleichung 6:

Eq 6

ρ = Reflexionsfaktor.

Er kann aus Bild 4 auch graphisch ermittelt werden.

Bild 4
Bild 4: Zusammenhang zwischen Reflexionsdämpfung ar, VSWR und Reflexionsfaktor.

Gegengekoppelte Bipolarverstärker wiesen Werte um ar = 12 dB ≡ VSWR = 1,67 mit NF = 1,2 dB auf, während GaAs-FET-Verstärker bei NF = 0,6 dB ar-Werte von nur 2 dB ≡ VSWR = 8,72 zeigten. Bei speziellen Breitbandtypen traten sogar VSWR-Werte zwischen 17 und mehreren hundert auf. Besonders rauscharme Schaltungen mit NF < 0,5 dB besaßen teilweise negative Eingangswiderstände.

5. Auswirkungen

An einigen Beispielen soll nun vorgerechnet werden, wie sich die mangelnde Reflexionsdämpfung auf das Systemrauschmaß auswirkt.

5.1.1. Vorverstärker mit Bipolartransistor

NF = 1,2 dB, ar = 12 dB, SWR = 1,67. Bei 10 m Kabel RG213 bei 435 MHz folgt aus Bild 2 und Bild 3: ao = 1,6 dB, az = 0,12 dB. NFges = 1,6 + 0,12 + 1,2 = 2,92 dB.

5.1.2. Gleicher Verstärker in Antennennähe montiert

2 m RG213, ao = 0,32 dB, az = 0,04 dB. NFges = 1,2 + 0,32 + 0,04 = 1,56 dB.

MERKE: Rauscharme Vorverstärker sollten unbedingt in Antennennähe angebracht werden!

5.2.1. Vorverstärker mit GaAs-FET

NF = 0,6 dB, ar = 2 dB ≡ SWR = 8,72. Bei 10m RG213: ao = 1,6 dB und az = 3,0 dB. NFges = 0,6 + 1,6 + 3,0 = 5,2 dB, das ist völlig unbrauchbar!!!

5.2.2. Gleicher Verstärker in Antennennähe montiert

2 m RG213: ao = 0,32 dB und az = 0,95 dB. NFges = 0,6 + 0,32 + 0,95 = 1,87 dB.

MERKE: Der rauschärmere GaAs-FET-Vorverstärker führt wegen seiner geringen Reflexionsdämpfung schon bei recht kleinen Kabeldämpfungen zu einem schlechteren Gesamtrauschmaß als der Bipolarverstärker!

5.3. Dämpfungsärmeres Antennenkabel

3/8"-Flexwell-Kabel mit di = 4,2 mm, da = 16 mm: 435 MHz: 0,13 dB/2 m.

5.3.1. Bipolarverstärker

mit NF = 1,2 dB und SWR = 1,67. NFges = 1,2 + 0,13 + 0,017 = 1,347 dB.

5.3.2. GaAs-FET

mit NF = 0,6 dB und SWR = 8,72. NFges = 0,6 + 0,13 + 0,4 = 1,13 dB.

MERKE: Mit Flexwellkabel ist der GaAs-FET-Verstärker dem Bipolarverstärker geringfügig überlegen!

6. NF-Verbesserung durch extrem Verlustarmes Speisekabel

Doppelleitung "DL" aus 2,5 mm CuL-Draht mit Teflon-Spreizern im 112-Abstand, Drahtabstand 12,5 mm, Zo = 298 Ω, VF = 0,95.

Dämpfung bei 435 MHz: 3,3 dB/100 m, bei 145 MHz: 2 dB/100 m.

Bei dem Bipolarverstärker schwankt bei einem SWR von 1,67 der mögliche Eingangswiderstand längs einer 50-Ω-Leitung im λ/4-Abstand zwischen Zmin = 30 und Zmax = 83 Ω. Bei dem GaAs-FET-Verstärker können durch SWR = 8,72 diese Werte zwischen 5,7 Ω und 436 Ω schwanken. Sie werden zur Bestimmung des SWR auf der 298-Ω-Leitung benutzt.

6.1. Bipolarverstärker mit 2 m langer Doppelleitung

ao = 0,07 dB mit VSWRmax = 9,9 auf der 298-Ω-Leitung ergibt az = 0,22 dB und NFges = 1,2 + 0,07 + 0,22 = 1,49 dB; mit VSWRmin = 3,5 ergibt sich NFges = 1,2 + 0,07 + 0,06 = 1,43 dB.

MERKE: 1,43 bzw. 1,49 ist nicht wesentlich geringer als 1,56 mit RG213 und sogar schlechter als 1,35 mit 3/8"-Flexwellkabel!

6.2. GaAs-FET-Verstärker mit 2 m Doppelleitung mit ao = 0,07 dB

Mit VSWRmin = 1,5 auf der 298-52-Leitung ergibt sich mit Gleichung 5:

Eq a

NFges = 0,6 + 0,076 = 0,676 dB, also eine sehr geringe NF-Verschlechterung! Selbst mit einem VSWR von 5 ergäbe sich noch NFges = 0,78 dB.

ERGEBNIS: Die hochohmige, verlustarme Doppelleitung kommt dem hochohmigen Eingang des GaAs-FET-Verstärkers sehr entgegen! NF = 0,6 dB ≡ 43 K Rauschtemperatur, NF = 0,676 ≡ 49 K.

Anmerkung

Bei Messungen der Kabeldämpfung in einem Meßaufbau aus Rauschgenerator - zu messendem Kabel-Vorverstärker - PANFI zeigt sich bei Bipolar-Vorverstärkern eine gute Übereinstimmung der Meßwerte mit den graphisch ermittelten Erwartungswerten. Schaltet man jedoch GaAs-FET-Vorverstärker vor den PANFI, so zeigen sich beträchtliche Abweichungen. Ihr bei hohem Eingangs-SWR1 gemessener (ae + az)Wert erscheint stets kleiner als der erwartete Wert.

Die Erklärung dieses scheinbaren Widerspruchs zur Theorie ist, daß die Dämpfung teilweise durch den Anpassungsgewinn g' kompensiert wird. Dieser entsteht dadurch, daß in den Eingang des Speisekabels bdi einem durch die Dämpfung hervorgerufenen kleineren SWR2 eine größere Leistung hineinfließt als am Vorverstärker mit SWR1. Den mathematischen Zusammenhang beschreibt Gleichung 7:

Eq 7

P0 = Eingangsleistung des mit dem Generator verbundenen Vorverstärkers
P2 = Eingangsleistung des Verbindungskabels zwischen Generator und Vorverstärker.

Der Zusammenhang zwischen SWR1, SWR2 und ao kann aus den beiden Diagrammen in Bild 5 ermittelt werden.

Bild 5
Bild 5: Zusammenhang zwischen Last-SWR1, Kabel-Eingangs-SWR2 und Grunddämpfung ao 5a: für kleine SWR-Werte, 5b: für hohe SWR-Werte.

7. Messung der Eingangsreflexion mit der Richtkoppler-Brücke

Da Vorverstärker ebenso wie Empfängereingangsstufen oft bereits durch eine Leistung von 0 dBm = 1 mW übersteuert werden, sind herkömmliche SWR-Meter wegen ihrer Unempfindlichkeit unbrauchbar.

Mit einem MeBaufbau nach Bild 6 kann bei Pegeln unter - 40 dBm der ar-Wert zuverlässig bestimmt werden. Ein Generator speist auf der MeBfrequenz den Pegel von ca. -40 dBm in die Brückenschaltung ein. Die am Meßobjekt liegende Leistung entspricht der eingespeisten Leistung minus 6 dB. Am Referenztor befindet sich ein möglichst reflexionsarmer 50-Ω-Abschlußwiderstand, gegen den das Meßobjekt verglichen wird. Der Stationsempfänger wird über eine Eichleitung mit dem Brückenausgang verbunden. Bei abgetrenntem Meßobjekt wird mit der Eichleitung ein ca. 60 dB betragender S-Meter-Ausschlag eingestellt. Wird nun am Meßobjekt-Tor ein zur Referenz identischer Abschluß auf die Brücke geschraubt, so zeigt der Rückgang des S-Meter-Ausschlags die Richtschärfe der Brücke an. Sie sollte für genaue Messungen von kleinen SWR-Werten möglichst größer als 30 dB sein. Bei Anschluß des Meßobjekts zeigt der Rückgang des S-Meters den a; Wert in dB an, wenn das S-Meter in dB geeicht wurde. Mit der Eichleitung kann auch eine Substitutionsmessung durchgeführt werden, bei der die eingestellte Dämpfung um so viele dB reduziert wird, bis das S-Meter wieder den vorherigen Ausschlag (bei offenem Meßtor) eingenommen hat. Der ar Wert entspricht dann der Dämpfungsverminderung.

Bild 6
Bild 6: Meßaufbau zum Bestimmen der Reflexionsdämpfung von Vorverstärkern.

Über Gleichung 6 oder Bild 4 kann dann daraus das SWR, und mit Bild 3 das System-Gesamtrauschmaß bei Verwendung unterschiedlicher Vorverstärker und Kabel ermittelt werden. Allerdings müßten sich die Vorverstärkerhersteller zu den Eingangsreflexionswerten ihrer Produkte bekennen! Eine ausführliche Beschreibung weiterer mit der Brücke durchführbarer Messungen ist in (4) zu finden.

8. Aufbauhinweise

Die Richtkopplerbrücke kann auf der beidseitig kaschierten Platine DJ7VY 006, Bild 7, in einem Gehäuse mit den Maßen 35 mm × 110 mm aufgebaut werden. Die einzige Schwierigkeit des Designs besteht in der Konstruktion des extrem breitbandigen Balun-Transformators, der einer Veröffentlichung von HP entlehnt wurde(5).

Bild 7
Bild 7: Die beidseitig kaschierte Richtkopplerplatine DJ7VY 006 besteht aus 1,5 mm dickem Glasfaser-Epoxy-Material G 10.

Zuerst wird das Gehäuse mit den 4 Buchsen versehen, nachdem ihre Mittelleiter auf ca. 2 mm gekürzt wurden. Nach dem Durchsägen der Platine an der Trennfuge werden entsprechend den in den Gehäuse-Innenraum hineinragenden Buchsenteilen Aussparungen an den StriplineEnden, sowie die Widerstandsaussparung eingefeilt. Vorsicht, nicht zu viel wegnehmen! Die Platine soll möglichst genau das Kopf- und Fußende des Gehäuses ausfüllen!

Dann werden die Platinenteile entsprechend Bild 8 eingelötet, wobei zuerst die StriplineAnschlüsse vorgenommen werden und danach die Massekaschierung breitflächig verlötet wird. Nun werden die aus vier 1%-Widerständen gebildeten Eingangswiderstände an die Stelle der Aussparung gelötet und aus SM 50-TeflonKabel ein Stück von ca. 90 mm Länge an der Ausgangsstripline angelötet. Auf das Kabel werden so viele Ferritperlen aufgeschoben, bis sie etwa 7 mm an den Symmetriemittelpunkt heranreichen. Der Kabelinnenleiter wird mit der Referenzstripline, das Geflecht wird mit der Meßtorstripline verlötet. Ein Kupferdraht von 0,8 mm Durchmesser wird ebenso mit Perlen versehen und zwischen Masse und Referenz-bahn eingelötet. Die Perlen werden wie bei dem Muster so mit Klebstoff (UHU Normal) gesichert, daß die letzten 7 mm frei bleiben. Wichtig: Der Balun soll am Brückensymmetriepunkt möglichst waagerecht verlaufen! Anschaulicher als die Beschreibung zeigen die Fotografien des Musters den Aufbau. Die Bilder 9 und 10 lassen erkennen, daß hier statt 4 Stück 100-Ω-Widerständen 2 Stück zu 51 Ω eingebaut wurden.

Bild 8
Bild 8: Die Teilleiterplatte DJ7VY 006b muß um 180° gedreht eingelötet werden.

Bild 9
Bild 9: Musteraufbau in gleicher Ansicht wie in Bild 8.

Bild 10
Bild 10: Musteraufbau von der anderen Seite.

Bei sauberer, symmetrischer Konstruktion wird die Richtschärfe größer als 30 dB sein! Den Wert des Musters zeigt Bild 11. Statt der recht teuren Präzisionsabschlüsse können auch Eigenbau-Versionen benutzt werden (Bild 12). Zwei 1%-Widerstände zu je 100 Ω auf einem Flanschstecker aufgelötet, von dem vorher der Mittelleiter auf die Kragenhöhe heruntergefeilt wurde, weisen auch bei 1296 MHz noch an die 30 dB Rückflußdämpfung auf. Das ist für alle Amateurmessungen durchaus ausreichend, da die zu messenden Objekte in ihrem SWR sicher nie besser als 1,2 = ar = 20 dB sein werden.

Bild 11
Bild 11: Richtschärfe der Richtkopplerbrücke nach Bild 8 mit zwei Präzisions-Abschlußwiderständen von HP zwischen 0 und 1 GHz
(H:100 MHz/T; V: 10dB/T)
2 MHz: -22 dB,
4 MHz: -30 dB,
10 MHz: -36 dB,
1400 MHz: -36 dB.

Bild 12
Bild 12: Nahaufnahme eines selbstgebauten Abschlußwiderstandes aus N-Flanschstecker und zwei 100-Ω-Widerständen.

Da der Preis der selbstgebauten Abschlüsse niedrig ist, empfiehlt sich die Anfertigung von identischen 60-Ω-(2 × 120 Ω/1%) und auch 75-Ω-(2 × 150 Ω/1%)-Abschlüssen, mit denen SWR-Werte bei anderen Zo-Werten gemessen werden können.

VORSICHT: Die Einkoppelwiderstände vertragen nicht mehr als 0,1 W. Bei dem Muster betrugen die unteren Richtschärfewerte:

2 MHz: -22 dB,
4 MHz: -30 dB,
10 MHz: -36 dB,
1400 MHz: -36 dB.

Die untere Grenzfrequenz der Brücke kann durch Verwenden eines längeren Gehäuses und damit eines längeren Baluns bis unter 1 MHz gesenkt werden.

9. Bauteile

1 Gehäuse 3711130 (Fa. Schubert)
2 BNC-Flanschbuchsen
2 N-Flanschbuchsen
2 N-Flanschstecker für Abschlüsse
1 Platine DJ7VY 006
8 Widerstände 100 Ω/1%
28 Ferritperlen
ca. 20 cm 50-Ω-Teflon-Kabel SM50 oder Semirigid Kupfermantelkabel.

10. Literaturhinweise

  1. Lentz, R., DL3WR: Rauschen in Empfangsanlagen, UKW-Berichte 15 (1975) Heft 3, Seite 164 -180
  2. Dohlus, M.: Automatisches Rauschmeßgerät für den Eigenbau, UKW-Berichte 22 (1982) Hefte 2 und 3
  3. Martin, M., DJ7VY: Neuartiger Vorverstärker für 145-MHz- und 435-MHz-Empfänger, UKW-Berichte 17 (1977) Heft 4, Seite 194 - 200
  4. Waxweiler, R., DJ7VD: Impedanz-Meßbrücke, CQ-DL 7/1982, Seite 328 - 331
  5. Hewlett Packard: Using the Vector Impedance Meters AN 86, page 11

DJ7VY, Michael Martin.

Hinweise - Verbesserungen - Änderungen

Umfangreiche Rechnungen zeigen, daß die in meinem Artikel in den Abschnitten 3 bis 6 angeführte Zusatzdämpfung aZ eine falsche Erklärung für die bei Labormessungen auftretenden RauschzahlSchwankungen ist. Die in Bild 3 abzulesende und in Gl. 5 zu addierende Zusatzdämpfung ist zwar für eine Berechnung von Kabel-Verlustleistungen wichtig, spielt aber bei der Berechnung der Systemrauschzahl NFges keine Rolle!

Es ist lediglich die charakteristische (= angepaßte) Kabeldämpfung ao aus Bild 2 (RG58 = RG142!) in die Rechnung einzusetzen.

In den Beispielen werden somit die Werte für NFges mehr oder weniger besser, was aber die grundsätzliche Forderung nach dämpfungsarmem Antennenkabel nicht außer Kraft setzt. Die Richtkoppier-Brücke (Abschnitte 7...10) wird von dieser Korrektur nicht berührt.

Ich bedauere die angerichtete Verwirrung. Eine Kopie der überarbeiteten Fassung meines Artikels ist beim Verlag gegen Freiumschlag erhältlich.

DJ7VY