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Hochspannungsfeste Drehkondensatoren

In Tankkreisen von Rahrenendstufen, in Antennen-Anpassgeraten oder für magnetische Antennen braucht man Drehkondensatoren, die hohe Spannungen vertragen, aber moglichst kompakt sind. Neben dem klassischen Luftdrehko werden Drehkos mit festem Dielektrikum verwendet, loch optimale Eigenschaften haben Vakuum-Drehkondensatoren.

Ein Kondensator kann elektrische Ladung speichern. Wahrend des Ladevorgangs flieBen Elektronen - also negative Ladungstrager - von der einen Platte ab und sammeln sich an der anderen. Dieser Elektronenfluss ist die Ursache des Ladestroms. Weil die beiden Platten voneinander isoliert sind und entgegengesetzte Ladungen einander anziehen, behalt der Kondensator seine Ladung auch nach Trennung von der Spannungsquelle. Eire Kondensator kann umso mehr Ladung speichern, je großer die Platten sind and je geringer der Abstand dazwischen ist.

Die Kapazitat

eines Plattenkondensators berechnet sich gemäß folgender Formel:

Eq 1

Darin kommen die sich insgesamt gegenitherstehende Flache A, der Abstand der Platten d sowie zwei Permittivitats-Angaben vor, wobei die mit dem Index 0 konstant 8,854 × 10-12 F/m betragt, wahrend die relative (Index r) für das Vakuum und für Luft mit 1 angesetzt werden kann. Feste Isolatoren haben hingegen großere Werte.

Um Verwirrung zu vermeiden: Früher waren andere Gleichungen und Begriffe üblich. In der Anfangszeit der Funktechnik wurde auf die elektrische Feldkonstante verzichtet und die Kapazitat in der sich dann ergebenden Einheit cm angegeben. Spater verwendete man die Dielektrizitatskonstante, das Produkt unserer Permittivitats-Angaben, namlich der elektrischen Feldkonstanten und der relatives Dielektrizitatszahl, die 1978 in relative Permittivitat umbenannt wurde.

Ein Beispiel: Bei Platten mit je einer Flache von 10 cm- im Abstand von 0,5 mm und Luftdielektrikum ergibt sich eine Kapazitat von 17,6 pF.

Luftdrehkondensatoren

Zur Veranderung der Kapazität kann man die Größe der sich gegenüberstehenden Flächen verändern, wie es bei den meisten Luftdrehkos gemacht wird. Gewöhnliche Ausführungen bestehen aus zwei Plattenpaketen, dem Stator und dem Rotor. Der Rotor wird im Allgemeinen über einen mechanischen Schleifkontakt angeschlossen. Dies hat zwei entscheidende Nachteile: Die Strombelastbarkeit ist durch die Kontaktfeder begrenzt, und der unvermeidbare mechanische Kontakt schafft Verluste. Auch bei hochwertigen Drehkos liegt der Übergangswiderstand in der Größenordnung von 5 mΩ(13).

Dies vermeiden Schmetterlings-Drehkondensatoren, die aus zwei Statoren und einem Rotor bestehen (Bild 1). Die Statoren bilden die eigentlichen Kondensatorplatten, wahrend der Rotor isoliert bleibt und unterschiedlich tief in die beiden Statoren hineingedreht werden kann Die Gesamtkapazitat ergibt sich aus der Serienschaltung der Kapazitaten der beiden Statoren mit dem Rotor:

eq 2

Bild 1
Bild 1: Schmetterlingsdrehko der ürma Annecke. Aus dem Plattenabstand von 2x3 mm ergibt sich eine Spannungsfestigkeit von 8,4 kV, die Kapazitat reicht von 11-110 pF. Das Prinzip des Schmetterlingsdrehkos mit zwei Statoren und einem isolierten Rotor dazwischen ist gut zu erkennen

Ein Zwei- oder Dreifachdrehko (sog. Rundfunkdrehko) lasst sich als Schmetterlingsdrehko betreiben, wenn man ihn an zwei Statorpakete anschließt und der Rotor isoliert bleibt. Die Spannungsfestigkeit verdoppelt sich dadurch, allerdings sinkt die Kapazitat deutlich.

In einer selbstgebauten magnetischen Antenne habe ich versuchsweise einen solchen Drehkondensator verwendet. Die Spannungsfestigkeit war bei 50 W überschritten - dabei beobachtet man übrigens nicht etwa knallende Funken, sondern ein eher unspektakulares, ruhiges "Hochfrequenzfeuer". Diese Leistung ist allerdings nicht mehr als ein grober Richtwert, denn die Resonanzspannung einer magnetischen Antenne hangt von zahlreichen Faktoren ab.

Ähnliches gilt auch für Antennen-Anpassgerate, bei denen die Spannungen und Strome nicht nur von der Leistung, sondem auch von der anzupassenden Impedanz abhangen. Zumindest bei QRP-Betrieb sollte man Rundfunkdrehkos aber für beide Anwendungen problemlos einsetzen konnen.

Da diese Drehkos für KW-Magnetantennen eine oft zu hohe Endkapazitat haben, kann man jede zweite Platte entfernen und so nebenbei die Spannungsfestigkeit weiter erhöhen.

Neben der Variation der Plattenflache bietet sich die Anderung des Plattenabstands an. DF8UL beschreibt in(21) eine solche selbstgebaute Antenne (Bild 2).

Bild 2
Bild 2: Plattenkondensator mit variablem Plattenabstand in einer Magnetantenne. An den Enden des Antennenrohres R sind die Kondensatorplatten K angebracht. Der Motor M bewegt über das Kardangelenk G die Gewindestange Q und drückt mit dem isolierten Stab P die Platten auseinander(21).

Verluste

Insbesondere bei magnetischen Antennen spielen die Verluste eine wichtige Rolle. Magnetische Antennen sind im Verhaltnis zur Betriebswellenlange sehr klein. Der Preis für die kompakten Abmessungen ist wie bei jeder elektrisch kleinen Antenne ein sehr geringer Strahlungswiderstand und daraus resultierend ein schlechter Wirkungsgrad. Der Strahlungswiderstand betragt durchweg weniger als ein Ohm.(5), (6), (18), (19) Allerdings gilt praktisch auch fur die Magnetantenne, was für jeden Schwingkreis gilt: Die Spule steuert den Lowenanteil der Verluste bei.

Dennoch ist es wichtig, beim Drehko darauf zu achten, dass seine Verluste gegenüber denen der Spule gering bleiben.

Für Verluste in einem kontaktlosen Kondensator gibt es prinzipiell zwei Quellen: Isolator und Platten. Hier spielen vor allem der spezifische Widerstand des Dielektrikums und der Aufbau der Plattenpakete eine Rolle. Wenn die Platten nicht mit den Abstandshaltern verschweißt sind, sondem nur mechanischen Kontakt haben, ergeben sich zusatzliche Übergangswiderstande. Einen solchen Kondensator konnte man "veredeln", indem man die Platten moglichst großflachig miteinander verlotet. Allerdings werden Kondensatorplatten oft aus Aluminium gefertigt, das man nur hartloten kann - fraglich, ob der Drehko dass überlebt. Ted Hart, W5QJR, einer der Pioniere der Verwendung magnetischer Antennen im Amateurfunk, schlagt vor, die Platten durch solche aus Kupferblech zu ersetzen, das sich einfach loten und verarbeiten lasst(6), (7), (19). Auch doppelseitig kupferkaschiertes Leiterplattenmaterial wurde schon erfolgreich verwendet(15). Aus kommerzieller Fertigung sind manchmal recht günstig auf Flohmarkten Drehkos mit verschweiBten und anschlieBend versilberten Messingplatten erhaltlich.

Die Spannungsfestigkeit

ist ein besonders wichtiger Punkt far QRO-Anwendungen. In (19) wird bei Kondensatoren in magnetischen Antennen mit 2,9 kV pro Millimeter gerechnet. Dies ist die typische Spannung, bei der ein Durchschlag in Luft erfolgt(12). Bei einem Drehkondensator muss man einen Sicherheitsfaktor einkalkulieren, so dass in der Praxis wesentlich großere Plattenabstande verwendet werden (Bild 3).

Bild 3
Bild 3: Spannungsfestigkeit in Abhangigkeit vom Plattenabstand beim Dielektrikum Luft. Gezeigt werden Betriebsspannung (f) und Prüftpannung (d) von Kondensatoren der ürma Hopt(8) sowie die Betriebsspannung fur Kondensatoren der Firmen Annecke(1) (e) und WiMo(20) (c). 1m Vergleich dazu der im ARRL Antenna Book(19) fur Kondensatoren in magnetischen Antennen angegebene Plattenabstand (b) und der Abstand bei dem gemäß Theorie ein Durchschlag des Plattenkondensators erfolgt(12) (a). Die Spannungsfestigkeit entlang der Oberfläche eines Isolators unter günstigen und ungünstigen Umstanden zeigen die Kurven fund g(12) DJ3TZ).

Außerdem ist zu beachten, dass die Durchschlagfestigkeit von Luft aufgrund komplizierter Effekte drastisch reduziert ist, wenn die fragliche Strecke entlang der Oberfläche eines Isolators verlauft. In diesem Fall sinkt die Durchschlagfestigkeit auch stark mit zunehmender Luftfeuchtigkeit und liegt zwischen etwa 400 und 1.000 V/mm.

Hier zeigt sich der Vorteil fester Dielektrika: Wie Tabelle 1 zeigt, weisen Kunststoffe eine vielfach hohere Spannungsfestigkeit als Luft aid. Allerdings schwanken die Literaturangaben zum Teil ganz erheblich; die Angaben sind daher nur als Anhaltswerte zu betrachten. Eine Ursache der differierenden Angaben dürfte sein, dass die Durchschlagfestigkeit von mehreren Faktoren abhangt. Hierzu gehoren die Umgebungstemperatur, die Form des Isolators und die Dauer der Belastung. Ferrier nimmt die Durchschlagfestigkeit mit zunehmender Frequenz ab, und das urn so starker, je großer der Verlustwinkel des Materials ist.

Tabelle I; Spannungsfestigkeit von Isolatoren
MaterialDurchschlagfestigkeit
Pertinax10 kV/mm
Polystyrol20 kV/mm
Polyester380 kV/mm
Polycarbonat180 kV/mm
Polypropylen580 kV/mm
Polytetraflourethylen39 kV/mm
Polymethylmethacrylat38 kV/mm
Polyethylen40 kV/mm

Außerdem erfolgt der Durchschlag von Isolierstoffen normalerweise nach dem Mechanismus des sogenannten Warmedurchschlags, der von Verunreinigungen oder andere Unregelmaßigkeiten im Material ausgeht und somit stark von dessen Qualitat abhangt. Verunreinigungen führen dazu, dass der Isolator an einer bestimmten Stelle etwas besser leitet als das übrige Material. Auch wenn dieses Gebiet meist keine scharfen Grenzen hat, kann man es sich als einen (schlecht) leitenden Kanal vorstellen. Durch diesen Kanal fließt ein hoherer Strom als durch das umgebende Material. Somit entsteht eine hohere Verlustleistung als im abrigen Isolator. Da die Leitfahigkeit von Isolatoren mit der Tempera tur steigt, kann nun ein noch hoherer Strom fließen usw. bis zur Zerstorung des Isolators.

Besondere Vorsicht ist bei der Verwendung farbiger Kunststoffe geboten, denn durch die farbenden Zusatze kann das Ganze u. U. leitfahig sein. W5QJR berichtet, dass bei ihm eine magnetische Antenne aus diesem Grund Feuer gefangen hat(6).

Selbstgebaute Drehkos

Bei meinen Experimenten mit magnetischen Antennen habe ich festgestellt, dass die Beschaffung eines geeigneten Drehkos schwierig ist. Dementsprechend gibt es in der Amateurfunkliteratur eine Reihe von Anleitungen zum Selbstbau von Drehkondensatoren.

Jay Rusgrove, WA1LNQ schlagt eine Konstruktion aus zwei konzentrischen, veranderbar tief ineinander eintauchenden Rohren vor, wobei auf dem inneren Rohr Teflonstacke als Abstandshalter befestigt sind(15). Die Abstimmung erfolgt mittels einer Gewindestange, womit die gesamte Kapazitatsvariation zugleich auf eine größere Anzahl von Urndrehungen verteilt wird, ohne dass dazu eine Untersetzung erforderlich ware. Jay verwendet einen solchen Kondensator in seinem selbstgebauten Antennen-Abstimmgerat.

Bild 4 zeigt einen nach diesem Prinzip aufgebauten Kondensator, den DL7PE zur Abstimmung einer magnetischen Antenne verwendet(16). Hier erfolgt die Abstimmung durch einen Motor. Deutlich zu erkennen ist ein Nachteil dieser Kondensatorform: Der Anschluss des beweglichen Rohres erfordert entweder einen mechanischen Kontakt oder ein bewegliches Kabel, das relativ lang sein muss. Beides bringt Verluste mit sich.

Bild 4
Bild 4: Hochspannungsfester Drehkondensator aus ineinander eintauchenden konzentrischen Rohren zur Abstimmung einer magnetischen Antenne(16).

Um dieses Problem zu beheben, kann man auch aus konzentrischen Rohren eine Art Schmetterlings-Drehkondensator bauen. Bild 5 zeigt eine solche Konstruktion von KD7S(10). Angeschlossen wird der Kondensator an den beiden Statoren, zwei parallel montierten Kupferrohren. In deren offene Enden taucht der U-formig gebogene "Rotor" unterschiedlich tief ein. Man kann die Statoren auch auf einer Linie anordnen und den Rotor parallel dazu bewegen(17). Beide Varianten haben den Vorteil, dass man sie durch Hartlöten kontaktieren kann. Als Isolator und Abstandshalter wird Teflon verwendet. Staff einzelne Kunststoffstückchen auf dem Rotor zu montieren, kann man das innere Rohr auch mit Folie umwickeln. Der Vorteil ist, dass sich die Dicke des Isolators auf diese Weise sehr gut an das auBere Rohr anpassen lässt.

Bild 5
Bild 5: Selbstgebauter Drehkondensator mit konzentrischen Rohren nach dem Prinzip des Schmetterlingsdrehkos(10).

Die Berechnung der Kapazitat eines zylindrischen Kondensators ergibt sich aus folgender Gleichung:

eq 3

Darin sind l die überlappte Länge und ra bzw. Außen- bzw. Innenrohrradius. Bei der Schmetterlingsvariante setzt sich die Gesamtkapazitat aus zwei Teilkapazitäten zusammen, ist also geringer.

Feste Dielektrika

In Tabelle 2 wurden die Werte der relatives Permittivitat verschiedener Isolatoren (in Klammern einige Handelsnamen) zusammengestellt. Es sind nur ungefähre Angaben; Schwankungen ergeben sich durch unterschiedliche Qualität und Messverfahren. Die Werte entsprechen direkt der Kapazitatszunahme gegenilber Luft oder Vakuum - ein weiterer deutlicher Vorteil dieser Materialien.

Tabelle 2; Relative Permittivität von Isolatoren
MaterialWert
Acrylnitrilbutadienstyrol (ABS)2,4
Pertinax4 bis 5
Polycarbonat (Makrofol)2,8
Polyester (Mylar, Hostaphan)3,2
Polyethylen2,3
Polymethylmethacrylat (Plexiglas)2,8
Polypropylen (Hostalen)2,3 bis 2,6
Polystyrol (Styroflex)2,3 bis 2,6
Polytetraflourethylen (Teflon, PTFE, Trolitul)2,1
Polyvinylchlorid2,9 bis 5

Warum sind sie deutlich holier als 1? In einem Isolator sind die einzelnen Elektronen durch die atomaren Bindungskrafte fest in Atome oder Moleküle eingebaut und kormen sich nicht wie in einem elektrischen Leiter relativ frei bewegen. Befmdet sich ein Isolator zwischen den Platten eines Kondensators, so bewirkt das elektrische Feld aber eine Verschiebung der positiven und negativen Ladungsschwerpunkte der Atome oder Moleküle. Dieser Effekt wird als Polarisation des Isolators bezeichnet und ist die Ursache der zusatzlichen Ladungsspeicherung. Bei elementaren Gasen ist nur eine geringe Polarisation moglich.

Welches Material ist nun ür einen selbstgebauten Drehko gut geeignet? Hier spielen vor allem die dielektrischen Verluste eine Rolle. Indem man einen sonst idealen Kondensator mit diesen betrachtet, kann man jedem Material einen Verlustwinkel als relatives MaB der elektronischen Verluste zuschreiben. Tabelle 3 zeigt einige Werte, die bei 1 MHz gemessen wurden. Der Verlustwinkel von Isolatoren ist oft etwas frequenzabhangig, weil sich die Verluste nicht auf den bereits bei Gleichstrom auftretenden extrem minimalen Stromfluss durch den Isolator beschranken, sondern vor allem auf Ladungsverschiebungen innerhalb des Isolators beruhen.

Tabelle 3; Verlustwinkel einiger Dielektrika
MaterialVerlustwinkel bei 1 MHz
Acrylnitrilbutadienstyrol (ABS)8
Pertinax20
Polystyrol0,2 bis 0,4
Polyethylen0,2 bis 1
Polymethylmethacrylat14 bis 30
Polypropylen0,3 bis 0,4
Polytetraflourethylen0,2
Polyvinylchlorid10 bis 160
Glimmer0,2

Insbesondere Polyethylen, Polystyrol und Teflon sind ür HF-Anwendungen sehr gut geeignet, wahrend andere Kunststoffe drastisch hoherer Verluste aufweisen kormen. Ausgesprochen verlustreich ist PVC. Aus diesem Material gefertigte Rohre sind zwar in Baumarkten günstig zu haben, man sollte sie aber weder als Spulenkorper noch zur Isolation in einem zylindrischen Drehkondensator verwenden. Auch Plexiglas und Pertinax sind relativ verlustreich. Gute HF-Eigenschaften haben auBerdem einige keramische Werkstoffe, die sich aber mit Amateurmitteln kaum verarbeiten lassen.

Bild 6 gibt einen Uberblick, welche Verlustwinkel Kondensatoren mit verschiedenen Dielektrika haben.

Bild 6
Bild 6: Güte und Verlustwinkel von Festkondensatoren mit verschiedenen Dielektrika(13). Die besonders guten Werte der Glimmerkondensatoren durften darauf zurückzuftihren sein, class als Leitermaterial oft Silber verwendet wird, das unter alien Metallen den niedrigsten speziüschen Widerstand aufweist.(3)

Vakuumdrehkondensatoren

Obwohl der Einsatz eines festen Dielektrikums staff Luft eine deutlich höhere Spannungsfestigkeit und Kapazitat ergibt, werden Drehkondensatoren aus mechanischen und preislichen Gründen ganz im Gegensatz zu Festkondensatoren kaum mit solchen Materialen gebaut. Dadurch kann ein Drehko recht groß werden. Angenommen, ein Luftdrehko soil zur Abstimmung einer magnetischen Antenne verwendet werden. Als Spannungsfestigkeit werden 6,3 kV verlangt. Dazu ist ein Plattenabstand von 4,5 mm erforderlich, wenn man den selben Sicherheitsfaktor beracksichtigt wie die Firma Annecke. Um 17,6 pF zu erhalten, mtisste die Plattenflache auf 86,9 cm2 erhoht werden. Die größeren Abmessungen fahren aber auch zu groBeren Verlusten und hoherer Eigeninduktivitat.

Da bei Plattendrehkos auch die Verschmutzung ein Problem darstellt, ist es naheliegend, den Kondensator in ein abgedichtetes Gehause einzubauen. Wenn man das Gehause dann noch evakuiert, nimmt die Spannungsfestigkeit stark zu - das Vakuum ist ein sehr hochwertiger Isolator. Das Volumen des Kondensators kann bei gleicher Spannungsfestigkeit und Kapazitat stark verringert werden. Das Ergebnis ist der sogenannte Vakuumkondensator, den Joe Jennings 1942 erfand. Eine erfolgreiche Idee: Heute produzieren bei der Joslyn Jennings Corporation in San Jose, Kalifornien, über 350 Mitarbeiter Vakuumkondensatoren und -relais.

Natarlich wird auch hier Kapazitasveranderung gewunscht. Aber wie kann man die Bewegung der Plattenpakete ermoglichen und dabei gleichzeitig ein Vakuum aufrecht erhalten? Konstruktionstechnisch eine besondere Herausforderung, und so vergingen bis zur Serienproduktion der ersten Vakuumdrehkos noch weitere sechs Jahre.

Heutige Typen besitzen konzentrische Kupferzylinder, die ineinander eintauchen. Der prinzipielle Aufbau entspricht insoweit dem konzentrischen Lufttrimmer (Bild 7). Aufgrund der gebogenen Kondensatorplatten ist diese Konstruktion sowohl platzsparend als auch verlustarm, denn das elektrische Feld konzentriert sich auf das Innere des Kondensators und ist zudem durch die beiden Zylinder nach auBen abgeschirmt. Beim Vakuumdrehko beündet sich diese Anordnung in einem evakuierten Kolben aus Glas oder Keramik.

Bild 7
Bild 7: Konzentrischer Lufttrimmer [13].

Der Anschlussbolzen eines Zylinders ist fest in den Glaskolben eingeschmolzen. her besteht ein etwas unscheinbares, aber komplexes Problem darin, dass Glas und Metall einen ausreichend ahnlichen Warmeausdehnungs-Koefüzienten haben and nach dem Zusammenschweißen kontrolliert abgekühlt werden milssen, weil die Durchführungsstelle sonst undicht wird oder im Glas Risse entstehen. Diese Fragen wurden überwiegend schon im Zusammenhang mit der Herstellung von Radiorohren gelost(14).

Der bewegliche Kupferzylinder sitzt am Ende einer Achse, die durch ein Gewinde am anderen Ende des Kolbens nach außen geführt wird (Bild 8). Die Achse ist rundum mit einem beweglichen Balg aus Kupferfolie umgeben. Dieser ist mit dem Kupferzylinder sowie mit der in den Kolben eingeschmolzenen Anschlusselektrode verschweiBt and dichtet das im Kondensator herrschende Vakuum gegen den in seinem Inneren bestehenden normalen Luftdruck ab.

Bild 8
Bild 8: Typischer Autbau eines Vakuumdrehkos(11).

Aus laufender Produktion sind Vakuumdrehkos mit Endkapazitaten von 8 pF bis 6,6 nF erhaltlich; die maximale Spannungsfestigkeit liegt bei 90 kV, die Strombelastbarkeit reicht bis 1.000 A. In diesem Leistungsbereich müssen die Drehkos wassergekuhlt werden.

Weil Vakuumdrehkos aus dicken Kupferteilen aufgebaut sind, keine Kontakte besitzen undpraktisch keine dielektrischen Verluste ha-ben, ist ihr Verlustwiderstand sehr gering. Jennings-Typen weisen 5 bis 20 mOhm auf.(11) Selbst bei hochwertigen Luftdrehkos liegt bereits der Übergangswiderstand des Schleifers in dieser Großenordnung. Für die Güte von Vakuumdrehkos nennen sowohl Jennings als auch Comet Werte von 1.000 bis über 5.000.(11;2)

Aus der kompakten Bauform von Vakuumkondensatoren folgt noch ein weiterer Vorteil: geringe Eigeninduktivitat. Jennings gibt für Festkondensatoren 2 bis 6 nH an. Vakuumdrehkos haben mit 6 bis 20 nH deutlich hohere Werte. Die Eigeninduktivitat ist bei maximaler Kapazität am großten, weil der Kupferbalg dann am langsten ist.

Ein Einsatzbeispiel

Bild 9
Bild 9: Magnetische Antenne mit Vakuumdrehko der ürma Jennings, Modell GCS 100. Der ringformige Strahler hat einen Durchmesser von etwa 90 cm und besteht aus 22 mm dickem Kupferrohr, dessen Enden rechts und links in das Gehouse hineinühren. Im unteren Gehäuse sind ein Schrittmotor für die Fernabstimmung und ein Mehrgangpoti zur Rüclkmeldung der Kondensatorposition untergebracht. Ganz unten ist die Buchse zum Anschluss des Fernsteuerkabels zu sehen DJ3TZ).

Zum Abschluss noch ein praktisches Beispiel für den Einsatz eines Vakuumdrehkos in einer magnetischen Antenne - hier sind Vakuumdrehkos wegen der geringen Verluste bei gleichzeitig hoher Strom- und Spannungsfestigkeit die "Idealbesetzung". Bild 9 zeigt die Abstimmeinheit einer selbstgebauten Magnetantenne. Die Abstimmung erfolgt mit einem Jennings GCS 100 (Bild 10). Dieser Typ ist etwa faustgroß und vertragt 15 kV bzw. 60 A. Somit konnte man die Antenne problemlos mit 750 W betreiben.

Bild 10
Bild 10: Großaufnahme des Vakuumdrehkos Jennings GCS 100. 1m Inneren gut zu erkennen die beiden ineinander eintauchenden Zylinder und der Kupferbalg, durch den die Drehachse lauft. Ober- und unterhalb des Glaskolbens beünden sich die beiden Anschlussflachen des Kondensators (Bild: DJ3TZ).

Die Kapazitat reicht von 5 bis 100 pF. Zusammen mit einer 90-cm-Loop aus 22 mm dickem Kupferrohr (Heizungsbau) kann man die Bander 10 bis 40 m abdecken.

Leider sind Vakuumdrehkos aus laufender Produktion recht teuer. Allerdings fmdet man auf Flohmarkten immer wieder gebrauchte Kondensatoren, die man billiger erhalt. Beim Kauf sollte man einige Punkte beachten. Die Anschlussbolzen sollten nicht korrodiert sein, und die Achse muss sich leicht bewegen lassen. Vor allem muss das zugeschmolzene Glasrohrende unbeschadigt sein, sonst lasst sich der Kondensator nur noch als staubgeschützter Luftdrehko geringer Spannungsfestigkeit benutzen.

Literatur

  1. Catalog der ehemaligen ürma Annecke 1997
  2. Comet Technik Ltd., Stationsstr. 12-14, CH-3097 Liebefeld-Berne: Vacuum Capacitors 1991
  3. W. Gellerich: Lohnt sich Versilbern?, CQ DL 3 + 4 / 2002
  4. W. Gierlach: Das DARC-Antennenbuch, DARC-Verlag, 2. Aufl. 1994
  5. High Efficiency Antennas Alias The Loop, 1985, erhaaltlich via: antenneX Online Magazine, P. O. Box 72022, Corpus Christi, TX 78472, USA, www.antennex.com, info(0, antennex.com
  6. Small, High-Efficiency Loop Antennas, QST, Juni 1986, S. 33-36
  7. The Convoluted Loop, Ham Radio, April 1989, S. 89-95
  8. Luftdrehkondensatoren, Sende-Drehkondensatoren, Trimmer 1997, Catalog der ürma Hopt, Birkenweg 18, 72355 Schomberg
  9. G. Janzen: Kurze Antennen, Franckh-Kosmos 1986
  10. B. Jones: A Home-Brew Loop Tuning Capacitor, QST, November 1994, S. 30-32
  11. Joslyn Jennings Corporation, in DL vertreten durch AMS Electronic, Albrechtstr. 14, 8000 München, Vacuum and Gas Capacitors, 1989
  12. K. Küpfmüller, G. Kohn: Theoretische Elektrotechnik und Elektronik, Springer, 14. Edition, 1993
  13. K. Leucht: Kondensatorkunde far Elektroniker, Franzis-Verlag München 1981
  14. H. G. Mende: Radio-Rohren - Wie sie wurden, was sie leisten und anderes, was nicht im Barkhausen steht, Franzis-Verlag Munchen 1966
  15. The Trombone Trimmer- Build Your Own Variable Capacitor, QST, November 1975, S. 22-24
  16. J. Schafer. Die Rahmenantenne - eine Behelfsantenne zum Selbstbau, CQ DL, Januar 1990, S. 21-26 Nachdruck im DARC-Antennenbuch, S.1.13.15 -1.13.29
  17. J. Schafer: Kompakte magnetische Reiseloop, CQ DL September 1995, S. 662-666 und CQ DL Oktober 1995, S. 742-746 sowie CQ DL November 1995, S. 801 und CQ DL Dezember 1995, S. 880
  18. G. Schwarzbeck: Rahmen- und Ringantennen, CQ DL Mai 1984, S.226-234
  19. R. D. Straw (Hrsg.): The ARRL Antenna Book, The American Radio Relay League, Newington, CT 06111, USA, 1991, in DL erhaltlich über DARC-Verlag, Postfach 1155, 34216 Baunatal
  20. Catalog der Firma WiMo Antennen und Elektronik 2001, amid 14, 76863 Herxheim, Tel. 0 72 76/9 66 80, www.wimo.com, infoPwimo.com
  21. C. Wirth: Neue Form der Abstimmung bei einer magnetischen Antenne, CQ DL September 1988, S. 543-543
  22. Hans Nussbaum: Magnetantennen, with 2002, www.vth.de

DJ3TZ, Wolfgang Gellerich.