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Problemlösungen beim Bau von Senderverstärkern für KW-Bereiche 3

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Zuführung der Anodenspannung, die Anodendrossel

Die sogenannte Parallelspeisung der Röhre(n) eines Senderverstärkers hat sich gegenüber der sogenannten Serienspeisung durchgesetzt: Die Anodengleichspannung Uan wird über eine Anodendrossel Dran (Abb. 9 und 10) der Rohre zugeführt. Der Anodenschwingkreis liegt über einen Koppelkondensator Ck hinreichend kleinen Blindwiderstandes Xc an der Anode und an dieser eine DrosselWiderstand-Kombination aus Drp und Rp, deren Aufgabe es ist, parasitäre Schwingungen im UKW-Bereich zu unterdrücken.

Abb 9
Abb. 9: Die Vielzahl der Einzelteile im Anodenbereich einer Senderöhre bei Parallelspeisung. Drp und Rp: Vorrichtung zur Unterdrückung parasitärer Schwingungen; Dran: Anodendrossel; Ck: Koppelkondensator, der den Anodenschwingkreis bei Parallelschaltung HF-mäßig mit der Anode verbindet; Cm: Kondensator, der am "kalten" Ende von Dran auftretende, restliche Hochfrequenz gegen Masse ableitet.

Abb 10
Abb. 10: Blick auf den Koppelkondensator Ck, in der Bildmitte oben, und auf den Ableitkondensator Cm in der Bildmitte unten, unter der Anodendrossel Dran. Neben Cm der Ableitwiderstand R2 (s. Abb. 8). Vgl. mit Abb. 4.

Die Trennung der Wege von Anodengleichstrom und -hochfrequenzwechselstrom hat den Vorteil, daß der Drehkkondensator bzw. die Drehkondensatoren des Anodenschwingkreises weniger spannungsfest sein können, und daß die Gefahr verringert ist, mit der Anodengleichspannung in Berührung zu kommen, was fast immmer tödlich ist.

Wie ihre Bezeichnung veranschaulicht, ist es die Aufgabe einer Hochfrequenzdrossel, der Hochfrequenz einen möglichst hohen Widerstand entgegenzusetzen, und dies in ihrer Eigenschaft als Induktivität. Eine Anodendrossel ist hochfrequenzmäßig einem Anodenschwingkreis parallelgeschaltet. In dem Frequenzbereich, der unsere KW-Amateurfunkbänder einschließt, sollte sie möglichst gleichbleibend wirksam sein, d. h. wenn möglich von 1,8 MHz bis 30 MHz.

Diesem Ziel steht die Eigenschaft einer jeden Induktivität entgegen, eine Eigenkapazität zu besitzen, die von der Summe der in Serie geschalteten Kapazitäten zwischen den Windungen herrührt. Jede Spule hat also eine Parallelresonanzfrequenz, auf der XL gleich XC ist. Sie weist aber auch Serienresonanzen auf. Da bei Serienresonanz die Impedanz Z gleich dem sehr geringen Verlustwiderstand Rv ist, wirkt eine Induktivität in diesem Fall für die hochfrequente Wechselspannung praktisch wie ein Kurzschluß. Fällt eine Serienresonanz in ein Amateurband, ist eine Induktivität dort als Anodendrossel unbrauchbar. Induktivitäten haben mehrere Serienresonanzen. Keine von ihnen darf in ein Amateurfunkband fallen, wenn eine Induktivität als Anodendrossel eines Allbandsenderverstärkers verwendet werden soll. Das bedeutet: wir benötigen eine Breitbanddrossel, deren Serienresonanzen in keines unserer KW-Bänder fallen oder - weitaus erstrebenswerter - eine solche, die erst oberhalb von 30 MHz Serienresonanzen aufweist. Da Eigenkapazitäten einer Anodendrossel der Ursprung aller möglichen Resonanzen sind, ist es erstrebenswert, die Induktivität so klein zu machen, daß die Frequenz der niedrigsten Serienresonanz bereits oberhalb von 30 MHz liegt.

Die eigenkapazitätsärmste Wicklungstechnik für eine Induktivität ist die, die von der Industrie für "Scheibendrosseln" angewendet wird. Sie ist mit der Kreuzwicklung vergleichbar, die zur Zeit der Kristalldetektor-Rundfunkempfänger für die sogenannten Honigwabenspulen angewendet worden ist. Kreuzgewickelte Anodendrosseln sind im funkamateurgemäßen Selbstbau nicht herstellbar, auch nicht vergleichsweise kapazitätsarme Stufenwicklungen, da sie festigende Kammern erfordern oder die Festigung von Wicklungen durch Tränken mit einem Klebstoff eine Kapazitätserhöhung infolge Dielektrikumswirkung zur Folge hat.

Der Weg zur richtig dimensionierten Anodendrossel führt zur sogenannten Spulendrossel: Auf einen kreiszylindrischen Spulenkörper wird eine einlagige Zylinderspule aufgetragen. In der für Funkamateure bestimmten Literatur werden für KW-Anodendrosseln Induktivitäten von rund 4 mH bis rund 50 µH vorgeschlagen, ein Induktivitätenverhältnis von 80:1. Das deutet zwar auf praktische Erfahrungen hin, aber auch darauf, daß die Arbeitsweise einer Anodendrossel unzureichend berücksichtigt wurde.

Sieht man von der Eigenkapazität einer Induktivität ab, nicht aber von ihrem Wirkwiderstand RL, dann gilt für ihre Impedanz

Eq 1

es handelt sich um einen komplexen Widerstand, wie das j in der Formel anzeigt. Sie läßt sogleich erkennen, daß Z mit wachsender Frequenz zunimmt. Jede Anodendrossel hat daher auf 3,5 MHz eine kleinere Impedanz als auf 30 MHz: sie ist hier 30:3,5 ≈ 8,7 mal größer. Wenn eine Induktivität keine Eigenkapazität hätte, würde ihr Blindwiderstand X mit f geradlinig anwachsen; die Parallelresonanz mit der Eigenkapazität CL, in Verbindung mit RL, führt aber zu einem nichtgeradlinigen Verlauf. CL liegt bei einigen zehn pF. Die Parallelresonanz tritt bei Anodendrosseln, die für unsere KW-Senderverstärker richtig dimensioniert sind, im MHz-Bereich ein und bereitet uns keine Schwierigkeiten. Mit z.B. L = 100 µH = 10-4 H und mit C = 20 pF = 2×10-11 F ist die Resonanzfrequenz

Eq 2

Der Anodenstrom Ian der Tetroden für Senderverstärker erreicht einige hundert Milliampere. Der Querschnitt

Eq 3

eines Wicklungsdrahtes von Anodendrosseln muß so gewählt werden, daß er sich unter Anodenstrombelastung nicht zu sehr erwärmt, nicht seine Isolation versengt und/oder die Oberfläche seines Spulenkörpers beschädigt. Günstig ist, wenn eine Spulendrossel eine freiliegende sogenannte Außenwicklung hat, die die Wärmeabgabe jeder möglichen Art begünstigt. Die Erwärmung eines Wicklungsdrahtes hängt von der Stromdichte in ihm ab. Sie ist mit der Formel

eq 4

berechenbar.

In einer Außenwicklung darf erfahrungsgemäß die Stromdichte den Betrag Jmax = 4 A/mm2 erreichen. Wenn man die Formel für J nach d auflöst, bietet sie die Möglichkeit, den kleinsten zulässigen Drahtdurchmesser dmin bei Jmax zu berechnen. Es ist

Eq 5

Man erhält z. B. für Ian = 0.4 A

Eq 6

Verwendet man statt 0,36-mm-CuLDraht solchen mit 0,5 mm Durchmesser und mit dem Querschnitt S ≈ 0,2 mm2, bietet eine mit diesem gewickelte Anodendrossel hinreichenden Sicherheitsspielraum.

Hinsichtlich der sich bei einer einlagigen Zylinderspule einstellenden Eigenkapazität CL kann die geringfügige Abhängigkeit derselben vom Drahtdurchmesser in dem Bereich der sich für unsere Zwecke als geeignet erweisenden Drahtdurchmesser - um d = 0,4 ... 0,5 mm - unberücksichtigt bleiben.

Trotzdem ist es selbstverständlich günstig, wenn der Abstand von Drahtachse zu Drahtachse vergleichsweise groß ist. Für CuL-Draht bedeutet das, daß es besser ist, doppelt anstatt einfach lackisolierten zu verwenden. Bei 0,5-mm-CuL-Draht bedeutet dies eine Vergrößerung des Abstandes von im Mittel 0,037 mm auf im Mittel 0,056 mm, also um rund 50 %. Geometrisch noch günstiger wäre es, seideoder gar baumwolleumsponnenen Draht zu verwenden, dessen Durchmesser dann bis zu rund 0,7 mm zunimmt. Jedoch ist es üblich, CuL-Draht zu benutzen, der ohnehin mit der Hand nicht derart auf einen Spulenkörper aufgetragen werden kann, daß engste Packung erzielt wird. Von Vorteil ist, daß der Lack - im Gegensatz zu einer Umspinnung - nicht hygroskopisch ist.

Im vorstehenden wurde erwähnt, daß die Füllung der Zwischenräume zwischen den Windungen einer Spule mit einer nichtleitenden, festen Substanz, z. B. einem Klebstoff, die Eigenkapazität dieser Spule wegen Dielektrikumswirkung erhöht. Naheliegendist es daher anzunehmen, daß auch das Material, aus dem ein Spulenkörper besteht, dem die Wicklung ja ganz eng anliegt, Einfluß auf die Induktivität der Spule nimmt, da die elektrischen Felder zwischen den Windungen gekrümmte Feldlinien haben und einseitig in den Spulenkörper eindringen. Daraus ergibt sich zwingend der Schluß, Spulenkörper tunlichst aus Materialien mit möglichst kleiner relativer Dielektrizitätszahl εr anzufertigen. Viele Kunststoffe erfüllen diese Forderung, nicht aber Keramiken, wie sie in der Elektronik üblich sind und z. B. für Leistungskondensatoren verwendet werden: Deren Dielektrizitätszahlen tr sind bis zu mehr als 50mal größer als die von Kunststoffen, die für Spulenkörper zu empfehlen sind. Der Verfasser hat Experimente durchgeführt, eine richtige Gestaltung von Anodendrosseln zu ermitteln. Sie deuteten sehr bald an, daß die Geometrie einer Induktivität - ob Spulen- oder Teilspulendrossel - und die eines Spulenkörpers - ob Kreis- oder Hohlzylinder - praktisch von vernachlässigbarer Bedeutung sind. Die Größe L einer Anodendrossel ist das Entscheidende. Darüber bald mehr in Einzelheiten!

Als Spulenkörper kommen Kunststoffrundstäbe und -rohre in Frage, die Durchmesser von 20 ... 25 mm haben. Das fluorhaltige Polymer mit dem Handelsnamen Teflon ist das günstigste Material, das Methylmethacrylat Plexiglas ist auch sehr gut geeignet. Beide Kunststoffe haben den Vorteil für sich, daß sie durch spanende Formung auf einer Drehmaschine bearbeitet werden können. Tabelle Iv stellt Teflon und Plexiglas in einigen, für unsere Zwecke wichtigen Eigenschaften gegenüber. Teflon schneidet eindeutig besser ab, Plexiglas ist aber ganz erheblich billiger. Am bedenklichsten ist seine vergleichsweise geringe mechanische Beständigkeit bei höheren Temperaturen. Jedoch läßt sich das leicht meistern, indem man eine auf einen Plexiglaskörper gewickelte Anodendrossel vor der Strahlungswärme der Senderöhre thermisch abschirmt und sie - falls gegeben - in den Kühlluftstrom einbezieht, der von einem Gebläse aus zur Senderöhre hin geführt wird. Daß diese Maßnahmen auch für teflongetragene Anodendrosseln gelten - wenn auch in weniger strenger Weise - liegt auf der Hand.

Tabelle 4
KunststoffTeflonPlexiglas
Höchsttemperatur bei Dauergebraucht = 260 °Ct = 90 "C
Spezifischer Widerstandρ = 1018 Ωcmρ = 1015 Ωcm
Relative Dielektrizitätszahlεr = 2,15εr = 2,7
Dielektrischer Verlustfaktor bei 1 MHztan δ = 7×10-5tan δ = 2×10-2
Wasseraufnahme in 24 Stunden0 %0,3 %
beide Kunststoffe sind nicht krebserregend

Die althergebrachte Spulendrossel hat eine gleichmäßig aufgebrachte Wicklung, entspricht also der Grundform einer einlagigen Zylinderspule; ihre Länge I ist stets vielfach größer als ihr Durchmesser d, weshalb sie gelegentlich noch als Solenoid (altgriechisch sólènoeidès, einem Rohr ähnlich) bezeichnet wird.

In der Absicht, auf diese Weise die Eigenkapazität der Spulendrossel zu verringern, hat man die aus in Serie geschalteten Teilspulen aufgebaute Spulendrossel entwickelt. Bei ihr nehmen die Windungszahlen der Teilspulen vom anodenseitigen Ende her ungefähr linear zu. Die Anzahl der Teilspulen bewegt sich zwischen 3 und 6, der Abstand zwischen ihnen bei 6 bis 8 mm.

Im folgenden Absatz sind Gesichtspunkte aufgegriffen, die bereits einleitend zu diesem Anodendrossel-Kapitel angeschnitten wurden, allerdings jetzt praxisbezogen erläutert und vertieft. Es soll der Unterschied zwischen Spulendrossel und Teilspulendrossel gezeigt werden.

Unabhängig vom Anodendrosseltyp sinkt die niedrigste der stets in Mehrzahl vorhandenen Serienresonanzfrequenzen zwingend mit der Erhöhung der Windungszahl. Im Hinblick auf die von einer Anodendrossel zu erfüllende Aufgabe sind in diesem Zusammenhang zwei Standpunkte vertretbar.

Die Serienresonanzen einer Anodendrossel mißt man mit einem Dipmeter, nachdem man die Wicklungsenden miteinander verbunden und verlötet hat.

Man kann einwenden, daß die in den Frequenzbereich 1,8 ... 29,7 MHz fallenden Serienresonanzfrequenzen so lange nicht stören, wie sie nicht in ein Amateurband fallen und - sagen wir - 2 MHz von den jeweiligen Amateurbandeckfrequenzen entfernt liegen. Diese notwendige Forderung ist um so eher erfüllbar, je weniger Amateurbänder in Betracht kommen. Sind es ausschließlich die althergebrachten sechs, die harmonisch zueinander liegen - 1,8 MHz, 3,5 MHz, 7 MHz, 14 MHz, 21 MHz, 28 MHz -, trifft dies zu. Bezieht man aber die neueren Amateuerbänder mit ein - 10 MHz, 18 MHz, 24 MHz -, ist die genannte Forderung nicht leicht erfüllbar. Indes kommt hier das Argument in die Überlegungen, daß die zugelassene höchste Ausgangsleistung in den Bändern bei 1,8 MHz und 10 MHz 75 W bzw. 150 W beträgt. Diese werden von den üblichen, industriell gefertigten Sendern ohne weiteres aufgebracht, so daß sich für diese Bänder der Bau eines Senderverstärkers erübrigt. Es sei denn, es gilt, einem Sender mit sehr geringer Ausgangsleistung einen Verstärker hinzuzufügen.

Man kann andererseits der Meinung sein, Anodendrosseln vorzuziehen, deren niedrigste Serienresonanzfrequenz frsn, ser oberhalb 29,7 MHz + 2 MHz 32 MHz liegt. Dies ist die geschicktere Lösung. Die beiden soeben dargestellten Möglichkeiten verdeutlichen die Unklarheit, die darin besteht, daß sowohl Anodendrosseln mit vergleichsweise großer Induktivität, als auch solche mit erheblich kleinerer in der Amateurfunkliteratur erwähnt - und auch industriell gefertigt - werden. Typen mit Induktivitäten im 10-3-H-Bereich weisen Serienresonanzen im KW-Bereich < 30 MHz auf, Typen um 7×10-5 H hingegen nicht.

Es genügt nicht, bei einer Anodendrossel allein auf Induktivität L und ihren Blindwiderstand XL zu achten, vielmehr ist die Beeinflussung der Eigenkapazität CL durch benachbartes Dielektrikum sorgfältig zu berücksichtigen.

Die Ergebnisse einer Reihe von Experimenten mit unterschiedlich beschaffenen Anodendrosseln, die der Verfasser unter Berücksichtigung der im vorstehenden erwähnten Grundlagen durchgeführt hat, sind in Tabelle 5 zusammengefaßt (Abb. 11).

Abb 11
Abb. 11: Anodendrosseln, die hinsichtlich ihrer elektrischen Eigenschaften untersucht worden sind. Vorne links die Anodendrossel, die sich ais die am besten geeignete erwiesen het.

Tabelle V
Table 5

Die Bestimmung der Induktivitäten der untersuchten Anodendrosseln erfolgte sowohl auf dem Wege über die Messung der Resonanzfrequenz des jeweiligen Parallelresonanzschwingkreises, für den ein 28-pF-Kondensator (± 1 %) verwendet wurde, als auch durch überprüfende Berechnung mit Hilfe der erwiesenermaßen sehr genaue Ergebnisse liefernden Formel

Eq 7

wobei für die Teilspulendrosseln jeweils die Spulenlänge I durch den Ansatz

Eq 8

mit dd für den Durchmesser des CuLDrahtes, ermittelt wurde. Die für unsere Zwecke völlig ausreichende Genauigkeit der Übereinstimmung der jeweiligen zwei Messungen liegt bei rund ≤ 2,5 %.

Folgende Schlüsse lassen die in Tabelle V aufgeführten Ergebnisse zu:

  1. Die niedrigste Serienresonanzfrequenz einer Spule hängt von ihrer Windungszahl ab. (Vgl. 2 und 3 der Tabelle 5.)
  2. Der als Dielektrikum wirkende Werkstoff, aus dem ein Anodendrosselspulenkörper besteht, beeinflußt die Frequenzlage und die Anzahl der Serienresonanzfrequenzen: je größer die relative Dielekrizitätszahl er, desto niedriger ist bei einer konstantgehaltenen Induktivität einer Anodendrossel die Frequenz der ersten Serienresonanz und desto größer zugleich die Anzahl der Serienresonanzfrequenzen insgesamt, bis zu einer willkürlich festlegbaren oberen Eckfrequenz, z. B. 50 MHz. (Vgl. 5 und 6 der Tabelle 5.)
  3. Das Verhältnis der Länge einer Anodendrosselspule zu ihrem Durchmesser auf ihrem Spulenkörper, l/d, beeinflußt die Frequenzlage der niedrigsten Serienresonanzfrequenz: sie ist - bei konstantgehaltener Induktivität - um so niedriger, je kleiner der Quotient l/d ist. Je kleiner d, desto größer kann die Induktivität sein, daß die niedrigste Serienresonanzfrequenz ≥ 32 MHz wird. Durchmesser um d = 2 cm haben sich als günstig erwiesen. Ideal wären Anodendrosseln ohne Spulenkörper. (Vgl. 3 und 4 der Tabelle 5.)
  4. Spulen- oder Teilspulendrosseln auf Teflon- oder Plexiglasrohrspulenkörpern mit dem Durchmesser d = 2 cm, deren Induktivitäten in den Bereich 70 ... 80 µH fallen, sind für 3,5 ... 29,7MHz-Senderverstärker geeignet. (Vgl. 4 und 5 der Tabelle 5.)

Fingerzeige für die Herstellung von Anodendrosseln

Senderöhren der Leistungsklasse, die hier berücksichtigt wird, müssen senkrecht eingebaut betrieben werden, und sie ragen dann rund 100 mm aus dem Chassis hervor. Zweckmäßig ist es daher, Anodendrosseln einschließlich Spulenkörper ungefähr so lang zu machen, wie der freiliegende Teil einer montierten Tetrode hoch ist. Geeignete Spulendrosseln sind um die 70 mm lang, Teilspulendrosseln um die 90 mm, und man gelangt daher zu Gesamtlängen einbaufertiger Anodendrosseln um 120 mm (Abb. 12).

Abb 12
Abb. 12: Wickelkörper für eine Allband-Anodendrossel. Material: Plexiglasrohr bei (A) und Plexiglasrundstab bei (B). Bezüglich der Ausführung (A) siehe auch Abb. 11 und 13. In die 1-mm-Bohrungen werden zum Festlegen der Wicklungen beim Wickeln kräftige Dekorationsstecknadeln gesteckt, s. St. Bei Verwendung von 0,5-mm-CuL-Draht beträgt die Windungszahl der Teilspulen bei der Ausführung (A): W1 = 16, W2 = 24, W3 = 35 und W4 = 50. L 80 µH. Die zwei 3,2-mm-Bohrungen nehmen mit M 3-Schrauben und -Muttern befestigte Lötösen für die Wicklungsenden auf. Die gleiche Aufgabe haben die beiden M3-Sacklöcher in der Ausführung (B) eines Wickelkörpers, während das obere M 4-Sackloch der Befestigung der Kupferbandzuleitung zur Anode dient (s. Abb. 4); das andere M 4-Sackloch und auch das in der Plexiglasgrundplatte der Ausführung (A) dienen der Befestigung der Wickelkörper auf einem Chassis. Auf der 70-mm-Länge für w bei Ausführung (B) lassen sich 125 Windungen 0,5-mm-CuL-Draht unterbringen.

Rundstäbe und Rohre aus Teflon oder Plexiglas als Halbzeuge für Spulenkörper erhält man im einschlägigen Großhandel.

Vor dem Aufbringen einer Anodendrosselwicklung müssen alle erforderlichen Bohrungen im Spulenkörper angebracht sein, da andernfalls die Gefahr sehr groß ist, daß sich die Wicklung, die unter Anwendung großer, von Hand ausgeführter Kraft und daher großer Zugspannung Windung für Windung sorgfältig aufgetragen werden muß, in dem Moment lockert, in dem die Wicklung fertiggestellt ist, und die freiwerdende Hand den Draht freigeben muß, der nun doch so schnell wie möglich sicheren Halt braucht. Je nach Drosseltyp sind es sechs bis zwölf Bohrungen, die mit grober Genauigkeit vorgenommen werden müssen.

Wird kein erprobter Anodendrosseltyp hergestellt, sondern eine andere Ausführung entwickelt, empfiehlt es sich dringend, ein sogenanntes Handmuster zu erstellen (Abb. 11). An diesem und mit dem wird experimentiert, bis all seine Daten zufriedenstellen. Die zweite Ausführung dieses Drosseltyps kann dann gezielt für die Wicklung vorbereitet werden und bedarf keiner Verbesserungen mehr.

Zuerst gilt es, die Windungszahl w für eine vorgegebene Induktivität L und für einen bestimmten Spulenkörperdurchmesser d zu ermitteln. Das ist mit der Formel

Eq 9

in gegebenenfalls wiederholten Rechengängen möglich.

Die Spulenlänge l ist zunächst unbekannt. Für Anodendrosseln bewährt sich, wie schon dargestellt, im Mittel der Quotient e/d ≈ 3,5 und daher im Mittel auch d × 3,5. Günstig sind erfahrungsgemäß Spulenkörperdurchmesser d um 2 ... 2,5 cm. Daher bewegen sich die Spulenlängen l um 7 ... 9 cm. Die berechnete Anzahl der Windungen, w, muß in dichter Packung auf die angenommene Spulen-länge l passen. Diese Forderung bedingt einen passenden CuL-Drahtdurchmesser dd, den man mit den Formeln

eq 10

ermittelt. Ist dd nicht hinreichend mit dem zu erwartenden Anodenstrom Ian belastbar oder ist umgekehrt dd zu groß, muß, bzw. kann l/d für eine erneute Berechnung von w verändert werden. Mit zunehmendem Betrag von l/d (l wird größer, d wird kleiner) nimmt auch dd zu, mit kleiner werdendem Betrag von l/d (l wird kleiner, d wird größer) wird auch dd kleiner.

Der Verfasser empfiehlt, an den Endpunkten von l in Rundstäben zwei rund 10 mm tiefe 1-mm-Sacklöcher, in Rohren 1-mm-Bohrungen anzubringen, in die stabile Dekorationsstecknadeln als vorläufige Verankerungen für Wicklungsenden bzw. Teilspulenenden gesteckt werden. Die Bohrlöcher berühren die Endpunkte von l, befinden sich nicht in ihnen (Abb. 13). Nach Befestigen der Wicklung durch Kleben werden die Stecknadeln wieder entfernt.

Abb 13\
Abb.13: Messung der Serienresonanzfrequenzen einer Allband-Anodendrossel mit einem Dipmeter, in diesem Fall bei loser Kopplung mit der kleinsten Teilspule - der spiter anodenseitigen - der Anodendrossel. Diese ist auf zwei Styroporquadern gelagert. Die Wicklungsenden der Anodendrossel sind durch Lötung miteinander verbunden. Das Dipmeter liegt auf einem Kunststottbehilter, so das stabile Dipmeteranzeigen gewahrleistel werden.

Für die Befestigung von Anodendrosselwicklungen auf Plexiglas sind Cyanacrylatklebstoffe - z. B. "UHU-SekundenAlleskleber" - ganz hervorragend geeignet. Solche sollte man allerdings nur mit größter Vorsicht handhaben! Nur dort, wo die Stecknadeln der Wicklung vorläufig sicheren Halt geben, wird vom jeweiligen Wicklungsaußenrand her ein kleiner Tropfen eines derartigen Klebstoffs aufgetragen, der sofort durch Kapillarität unter die ersten Windungen kriecht. Cyanacrylatklebstoffe lösen Plexiglasoberflächen ein wenig an, was in diesem Fall recht vorteilhaft ist. Zwar erstarren Einkomponentenkleber dieser Art sehr schnell, dies aber nur in ganz dünner Schicht. Daher warte man beim Festlegen von Wicklungsenden etwa eine Stunde bis zum Entfernen der Stecknadeln

Auf glatter Teflonoberfläche haften Cyanacrylatklebstoffe leider nur mangelhaft. Wicklungen auf Teflon-Spulenkörpern muß man durch besonders starkes Ziehen des Drahtes beim Wickeln fest haftend aufbringen und die Wicklungsenden mit Lötösenanschlüssen unter Zug verbinden. Zusätzlich Cyanacrylatklebstoff anzuwenden empfiehlt sich um so mehr, je rauher die Teflonoberfläche ist. Zumindest verkleben die Windungen an den Spulenenden untereinander.

Nach kurzer Erwähnung. ihrer Möglichkeit, zu Beginn dieses Kapitels, ist es an der Zeit, ein bißchen genauer auf die Methode eizugehen, die es mit funkamateurmäßigen Mitteln ermöglicht, Serienresonanzen von Drosselspulen nachzuweisen. Ein kalibriertes Dipmeter reicht dazu vollkommen aus, denn genauer als ± 50 kHz brauchen die Messungen nicht zu sein. Wichtigste Serienresonanz ist immer die mit der niedrigsten Frequenz, und auch diese entgeht einem allzuleicht, wenn man Drossel- und Dipmeterspule zu Beginn der Messungen nicht eng genug miteinander koppelt. Enge Kopplung ist stabil am leichtesten einstellbar, wenn man die Drosselspule horizontal so hoch lagert, daß die Dipmeterspule ihr koaxial genähert werden kann, während auch das Dipmeter selbst auf einem nichtleitenden Sockel ruht (Abb. 13). Im Hinblick auf die Möglichkeit der Einwirkung eines Dielektrikums auf die Induktivität einer Drosselspule, legt man sie mit ihren wicklungsfreien Spulenkörperenden auf Plexiglas-oder Styroporstreifen. Die Wicklungsenden sollte man sorgfältig (!) vom Lack befreien und nicht verdrillen, sondern miteinander verlöten. Auf kürzestmögliche Verbindung der Wicklungsenden kommt es nicht an, da die Induktivität der Drahtbrücke, die die Induktivität der Drosselspule sozusagen mit sich selbst in Serie schaltet bei 0,2 µH liegt und im Verhältnis zu einigen zehn Mikrohenry einer Drosselspule vernachlässigbar klein ist. Handelt es sich um eine Teilspulendrossel, orientiert man sie zunächst so, daß die größte Teilspule zum Dipmeter weist. So sind dann die Resonanzanzeigen am ausgeprägtesten. Man lasse keine Möglichkeit unberücksichtigt, und beginne mit den Messungen bei 1,8 MHz, mit enger Kopplung. Zur genaueren Bestimmung einer Resonanzfrequenz wird die Kopplung nach und nach so lose gemacht, daß es nicht mehr zum "Abreißen" der Anzeige kommt. Je loser die Kopplung zum Erzielen einer Anzeige gemacht werden kann, desto mehr darf man von koaxialer Anordnung der Induktivitäten von Drossel- und Dipmeterspule abweichen, bis hin zur achsenparallelen.

Alle im vorstehenden enthaltenen Ausführungen über Breitband- und -teilspulendrosseln lassen zwingend den Schluß zu, daß es besonders einfach sein muß, eine Anodendrossel für einen Ein band-Senderverstärker herzustellen. Entscheidend ist nämlich, daß in den KW-Bereich ± 2 MHz keine Serienresonanzfrequenz fällt. Vergleichsweise große Induktivitäten kommen hier also für "untere" KW-Bänder ohne weiteres in Betracht.

Literatur

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DL3FM, Prof. Dr. Karl Lickfeld.