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Problemlösungen beim Bau von Senderverstärkern für KW-Bereiche 5

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Berechnung von Arbeitswiderständen Eq 1 die an Xc1, min × Q und Ian B- bzw. C-Betrieb gebunden sind

1. B-Betrieb, herkömmlicher C1-Drehkondensator

Zur Erläuterung möglicher Wege zu einer Lösungsfindung einleitend das folgende Beispiel.

Frage zu Beginn naheliegender Überlegungen: ist RA = 2400 Ω mit Q = 10 unter Berücksichtigung von Röhren-Kenndaten zu verwirklichen?

Es sei Ian = 0,3 A, dann ist

Eq 2

Mit Ian = 0,4 A erhält man Uan = 960 V. Der Mindestbetrag von Uan laut Tabelle 7, nämlich 1500 V, ist nicht erreichbar. Erreichbar wäre er mit

Eq 3

Wie groß muß der Gütefaktor Q sein, damit man mit Uan = 1500 V und Ian = 0,4 A einen Senderverstärker in B-Betrieb betreiben kann?

Es ist, nach Umformung,

Eq 4

Dann ist der Arbeitswiderstand

Eq 5

Tabelle 7 ist zu entnehmen, daß die Tetrode RS 630 bei RA = 3800 Ω zu betreiben ist. Bei Ian, max der RS 686 ist auch diese Röhre bei RA = 3800 Ω verwendbar.

2. C-Betrieb, herkömmlicher C1-Drehkondensator

Es liegt nahe, bei RA ≈ 3800 Ω zu bleiben. Dann ist

Eq 6

und man erhält Q = 13; mit Ian, max = 0,42 A ist Q = 12. Auch bei C-Betrieb sind also RS 630 und, gegebenenfalls, RS 686 verwendbar.

Ob auch die Tetroden QB 3,5/750 oder Q 450-1 verwendbar sind, läßt sich klären, indem man zunächst willkürlich ein Q vorgibt und den typgebundenen Anodenstrom Ian und dann Uan ermittelt.

Es sei Q = 13 und Ian = 0,3 A, und man erhält

eq 7

Es fehlen 1330 V an der Sollspannung Uan = 2500 V, die Tabelle 7 vorweist. Da 2500 : 1170 ≈ 2,14, muß im Zähler der Formel für Uan ein Faktor rund 2,14 mal größer sein, damit Uan = 2500 V erreicht wird. In Frage kommt nur der Faktor Q, und 13 × 2,14 ist, leider, rund 28. Q = 28 ist nicht annehmbar, und es bleibt bei den Tetroden, die höhere Anodenströme bei niedrigeren Anodenspannungen zulassen.

3. B-Betrieb, Vakuum-Drehkondensator als C1

Geht man in vergleichbarer Weise wie unter Punkt 1 dieser Darstellungen vor, kann man sich z.B. fragen, ob es möglich ist, mit Ian = 0,3 A und Q = 10 die für eine QB 3,5/750 erforderliche Uan = 2500 V zu erreichen.

Der Ansatz

eq 8

verneint die gestellte Frage.

Mit

Eq 9

gelingt es, die Forderung zu erfüllen, nicht aus dem Gütefaktorbereich Q = 10...20 zu geraten.

Da die Q 450-1 mit Lan = 0,36 A bei Uan = 2500 V aufwartet, ist es mit ihr möglich, noch näher an Q =10 zu gelangen.

Es ist

Eq 10

Bei Nutzung von Ian, max erhält man für die QB 3,5/750 den Gütefaktor Q ≈ 15 und für die Q 450-1 den Gütefaktor Q ≈ 13.

Da in allen Fällen Kenn- bzw. Grenzdaten eingehalten werden, sind es die in Tabelle 7 aufgeführten Arbeitswiderstände RA, die in weitergehende Berechnungen eingehen.

4. C-Betrieb, Vakuum-Drehkondensator als C1

Für die QB 3,5/750 beläuft sich der Gütefaktor mit Ian = 0,3 A auf

Eq 11

Für die Q 450-1 mit Ian = 0,36 A erhält man Q ≈ 12. Legt man jeweils Ian, max zugrunde, findet man Q ≈ 12 bzw. Q ≈ 10.

Zwischenbemerkung

Kritische Leser mögen bitte Verständnis dafür haben oder entwickeln, daß der Verfasser so ausführlich nur scheinbar am Rande liegende Schwierigkeiten erörtert hat. Er ist der Meinung, daß es besser ist, sie mit einfachen Mitteln rechnerisch zu erfassen, anstatt durch laienhaftes Probieren am vermeintlich fertigen Gerät einen Funktionszustand erreichen zu lassen, der nicht der bestmögliche ist.

Zusätzlich wurde der Verfasser zur ausführlichen Darstellung durch Literaturangaben angeregt, mit denen ein nachschaffender Funkamateur halbwegs beschwindelt wird, weil sie zwar rechnerisch stimmen, aber nicht zu verwirklichen sind.

Literatur zur Zwischenbemerkung

  1. Anonymus, ARRL-Handbook, 66. Auflage, American Radio Relay League, Newington CT, 1989,15-7
  2. Orr, W. I., Radio Handbook, 23. Auflage, Sams und Co., Indianapolis IN, 1986, 14-9

Berechnung von C1, C2 und L eines π-Filter-Anodenschwingkreises

Vorbemerkung

In diesem Kapitel werden, der Klarheit der Verhältnisse zuliebe, einleitend nur die im Hinblick auf ihre Anfangsfrequenzen harmonisch zueinander liegenden, althergebrachten fünf KW-Bänder als Beispiele berücksichtigt. Berechnungen, die sich auf das 17-m- und 12-m-Band beziehen, sind anschließend leicht an- und einfügbar.

In der Gewißheit, daß die im vorausgegangenen Kapitel ermittelten Blindwiderstände Xc1, min die Abstimmung eines π-Filters auf die Eckfrequenz 29,7 MHz mit einem herkömmlichen bzw. mit einem in Vakuum befindlichen C1-Drehkondensator gestatten, ist es im folgenden ein leichtes, alle weiteren erforderlichen Berechnungen durchzuführen.

Die Kapazität von C1 bei Abstimmung auf die KW-Bänder

Wenn mit Hilfe der im vorausgegangenen Abschnitt dargestellten Berechnungen sichergestellt ist, daß auf 29,7 MHz bei geeignetem Gütefaktor Q mit einer geeigneten Tetrode der erforderliche Arbeitswiderstand

Eq 12

einstellbar ist, werden logischerweise mit dem für jene Berechnungen verwendeten Blindwiderstand Xc1, min (150 Ω bzw. 300 Ω) auch die Kapazitäten C1 berechnet, mit denen in den anderen vier KW-Amateurfunk-Frequenzbereichen Resonanz erzielt werden muß.

Es ist jeweils

eq 13

Es werden die Bandanfangsfrequenzen in die Formel eingesetzt, und da die herkömmlichen KW-Bänder harmonisch zueinander liegende Bandanfangsfrequenzen haben, genügt es, C1 für das 80m-Band zu berechnen und dann die drei anderen C1 durch Dividieren zu bestimmen.

C1 sei ein herkömmlicher 250-pF-Drehkondensator, und es sei daher Xc1, min 150 Ω. Man gelangt dann zu folgender C1-Einstellungen-Serie:

80-m-Band, f = 3,5 MHz, C1 = 303 pF
40-m-Band, f = 7 MHz, C1 ≈ 303 pF : 2 ≈ 152pF
20-m-Band, f= 14 MHz, C1 ≈ 152 pF : 2 ≈ 76 pF
15-m-Band, f = 21 MHz, C1 ≈ 152 pF : 3 ≈ 51 pF
10-m- Band, f = 29,7 MHz, C1 ≈ 35 pF
17-m-Band, f = 18,07 MHz, C1 ≈ 59 pF
12-m-Band, f = 24,89 MHz, C1 ≈ 43 pF

Das Ergebnis, daß Resonanz auf 3,5 MHz bei C1 303 pF eintritt, also nicht mit dem wegen seiner vergleichsweise geringen Anfangskapazität bevorzugten und vorgesehenen 250-pF-Drehkondensator erreichbar ist, legt im ersten Augenblick die Vorstellung nahe, daß man z.B. einen 350-pF-Drehkondensator verwenden müsse.

Mit dem dann sich mit ihm einstellenden C1 min ≈ 43 pF (siehe Tabelle 6 und Begleittext dort) und Xc1, min ≈ 125 Ω gelangt man zu C1 ≈ 365 pF auf 3,5 MHz. Mit einem 150-pF-Drehkondensator ergibt sich Xc1, min 220 Ω und C1 ≈ 206 pF auf 3,5 MHz. Dieser Möglichkeit wäre der Vorzug zu geben, da es mit ihr ein leichtes ist, Gütefaktoren nahe 10 für B- und C-Betrieb zu erreichen.

In jedem Fall ist es erforderlich, für Betrieb auf dem 80-m-Band dem Drehkondensator C1 eine Festkapazität parallelzuschalten, die so zu wählen ist, daß Resonanz einige Winkelgrad vor Cmax eintritt, so viele Grad jedenfalls, daß 40-m- und 80-m-Band-Resonanzbereich nicht in denselben Skalenbereich fallen.

Der Resonanzpunkt mit C1 ≈ 152 pF für 7 MHz auf einer 180 -Skala am 250pF-Drehkondensator liegt beim Drehwinkel

eq 14

Soll z.B. der Resonanzpunkt für 3,5 MHz bei 160° liegen, benötigt man eine Parallelkapazität Cp ≈ 80 pF, denn bei 160 beläuft sich die Kapazität eines 250pF-Drehkondensators auf

eq 15

und es ist Cp = Cmax - C = 303 pF - 222 pF ≈ 80 pF. In Frage kommt nur ein hochspannungsfester Kondensator, z. B. des Tonnenkondensatortyps.

C1 sei ein 250-pF-Vakuum-Drehkondensator, und es sei daher Xc1, min ≈ 300 Ω. Man gelangt dann zu folgender C1-Einstellungen-Serie:

80-m-Band, f = 3,5 MHz, C1 ≈ 152 pF
40-m-Band, f = 7 MHz, C1 ≈ 152 pF : 2 ≈ 76 pF
20-m-Band, f = 14 MHz, C1 ≈ 76 pF : 2 ≈ 38 pF
15-m-Band, f = 21 MHz, C1 ≈ 76 pF : 3 ≈ 25 pF
10-m-Band, f = 29,7 MHz, C1 ≈ 18 pF
17-m-Band, f = 18,07 MHz, C1 ≈ 29 pF
12-m-Band, f = 24,89 MHz, C1 ≈ 21 pF

Wegen der 1 : 2-Proportion von Cl, min ≈ 150 Ω und C1, min ≈ 300 Ω verhalten sich die C1-Beträge übereinstimmender Frequenzen wie 2 : 1.

Die Kapazität von C2 bei Abstimmung auf die KW-Bänder

Bleiben wir, als Beispiel, beim herkömmlichen C1-Drehkondensator und beim weiter oben dargestellten Fall eines B-Betrieb-Senderverstärkers, mit RA 3800 Ω, Q ≈ 16 und - wie im allgemeinen zutreffend - R2 50 Ω.

So wie C1, wird auch C2 über seinen Blindwiderstand ermittelt, mit Hilfe der am Anfang dieses Kapitels vorgestellten Formel

Eq 16

In ihr taucht R1 auf. R1 wird mit der mittlerweile geläufigen Formel

Eq 17

berechnet. Im vorliegenden Fall eines BBetrieb-Senderverstärkers ist also

Eq 18

Die Ungleichung R1 > R2 ist mit 2400 Ω > 50 Ω erfüllt, gleichfalls die Ungleichung

Eq19

So lautet denn der Ansatz für Xc2

Eq 20

und man erhält Xc2 ≈ 24 Ω.

In der gleichen Weise, wie C1 für die KW-Bänder berechnet wird, geht man auch hier vor, und man erhält

80-m-Band, f = 3,5 MHz, C2 ≈ 1900 pF
40-m-Band, f = 7 MHz, C2 ≈ 1900 pF : 2 = 950 pF
20-m-Band, f = 14 MHz, C2 = 950 pF : 2 = 475 pF
15-m-Band, f = 21 MHz, C2 ≈ 950 pF : 3 ≈ 317 pF
10-m-Band, f = 28 MHz, C2 = 475 pF : 2 - 238 pF
17-m-Band, f = 18,07 MHz, C2 ≈ 367 pF
12-m-Band, f = 24,89 MHz, C2 ≈ 266 pF

Im Gegensatz zu C1, braucht C2 kein sehr hochspannungsfester Drehkondensator zu sein; ein Plattenabstand um 2 mm reicht aus. Es werden 1500-pF-SenderDrehkondensatoren für Ub = 2000 V gefertigt, deren Anfangskapazität bei 35 pF liegt. Für die Abstimmbarkeit von C2 auf das 80-m-Band wird, wie beim C1-Drehkondensator, auch hier ein Festkondensator parallelgeschaltet (Abb. 15). Scheibenkondensatoren für 2 kV Betriebsspannung sind geeignete Einzelteile.

Berechnung der Induktivität der π-Filterspule

Auch hier führt der Weg zum Ziel über die Berechenbarkeit des Blindwiderstandes XL.

Es ist, wie eingangs erwähnt,

Eq 21

An das Berechnungsbeispiel anknüpfend, das im vorliegenden Text dargestellt wird, ist

Eq 22

Man erhält mit

Eq 23

das abschließende Ergebnis

80-m-Band, f = 3,5 MHz, L ≈ 8 µH
40-m-Band, f = 7 MHz, L ≈ 8 µH : 2 = 4 µH
20-m-Band, f = 14 MHz, L ≈ 4 µH : 2 = 2 µH
15-m-Band, f = 21 MHz, L ≈ 4µH : 3 ≈ 1,3 µH
10-m-Band, f = 28 MHz, L ≈ 2 µH : 2 = 1 µH
17-m-Band, f = 18,07 MHz, L ≈ 1,5 µH
12-m-Band, f = 24,89 MHz, L ≈ 1,1 µH

Zur Überprüfung, ob sich ein Rechenfehler eingeschlichen hat, empfiehlt es sich, mit den für ein KW-Band ermittelten Beträgen von C1, C2 und L die Resonanzfrequenz mit der Formel

Eq 24

zu berechnen.

Im vorliegenden Fall könnte man z.B. das 20-m-Band mit C1 = 76 pF, C2 = 475 pF und L = 2 µH ins Auge fassen. Der Anodenschwingkreis setzt sich aus L und der Serienschaltung von C1 und C2 zusammen. Daher muß mit

Eq 25

gerechnet werden. Es ist hier Cser = 66 pF, und mit L = 2 µH erhält man f ≈ 13,9 MHz.

Wegen der durchweg gerundeten Beträge der Berechnungsergebnisse kann ein genauer Betrag der Resonanzfrequenz nicht erwartet werden. Eine Abweichung um 100 kHz vom Sollwert 14 MHz, wie sie soeben die Berechnung erbracht hat, ist daher in diesem Zusammenhang kein Hinweis auf einen Fehler.

Parallelschaltung von Tetroden

Aus den vorausgehenden Textteilen, die sich auf die Berechnung von C1, C2 und L von 71-Filter-Anodenschwingkreisen von Kathoden basis-Allband-KW-Senderverstärkern beziehen, geht eindeutig hervor, daß die Tetroden nicht für sie geeignet sind, deren Arbeitswiderstand

Eq 12

vergleichsweise groß ist, Tetroden, die z. B. bei Uan = 1500V nur mit Ian = 0,1 A belastet werden sollen, also RA = 15000 Ω anbieten.

Der Gedanke liegt nahe, RA durch Parallelschaltung zweier, selbstverständlich typen-, aber auch datengleicher (!) Tetroden zu halbieren.

Diese Maßnahme hat zur Folge, daß die Kapazitäten C1, rö, Cag1 und C2, rö verdoppelt werden. Zwar bleibt die Proportion Gitter-Anode-Kapazität : Eingangskapazität beim Übergang von einer zu zwei parallelgeschalteten Tetroden gleich, aber die Verdopplung von Cag1 erhöht infolge Halbierung des Blindwiderstandes Xc, ag1 die Neigung zur Selbsterregung, weshalb bei Parallelschaltung von Röhren auf Neutralisation unter gar keinen Umständen verzichtet werden sollte.

Parallelschaltung von Tetroden, von denen jede für sich die Funkamateuren zugestandene höchste Ausgangsleistung P2, max erreichen kann, ist schlicht Unfug. In Frage kommen hingegen Typen, die, allein betrieben, über 300...400 W Ausgangsleistung nicht hinauskommen, wie z. B. QB 3/300, Q 160-1 oder RS 685.

Da die von einer Senderöhre abgebbare Ausgangsleistung P2 auch von der Größe ihrer Elektroden abhängt, nimmt mit ihnen auch die Eingangskapazität C1 zu. Je kleiner C1, desto kleiner natürlich 2 × C1 bei Parallelschaltung zweier Röhren. Je kleiner 2 × C1, desto eher gelingt es, für die Eckfrequenz 29,7 MHz einen Steuergitterschwingkreis zu erstellen, dessen L/C-Verhältnis noch günstig ist. Die genannten, "kleinen" Tetroden gewährleisten daher am ehesten, dieses Ziel zu erreichen.

Rechenoperativ gilt bei Parallelschaltung zweier Röhren die Proportion (2 × Cag1) : (2 × C1, rö) = Cn : C2 (vergl. Abb. 2). Das bedeutet, daß eine für nur eine Röhre ausgelegte Cn-C2-Kombination auch für zwei parallelgeschaltete Röhren die richtige ist.

Die Kapazität Csch der Leitungsführung zwischen Anodenschwingkreis und Anoden, über Ck, nimmt zu, da zwei Anoden anzuschließen sind.

Zur Unterdrückung parasitärer Schwingungen muß jede der beiden Zuleitungen mit einer Drp-Rp-Einheit versehen und Cn zwischen Ck und den beiden Einheiten angeschlossen werden (Abb. 16). Die Einbeziehung dieser antiparasitären Kombination beeinträchtigt die Wirksamkeit der Neutralisations-Brückenschaltung praktisch nicht.

Abb 16
Abb. 16: Übersichtsschema der Parallelschaltung zweier Tetroden, unter besonderer Berücksichtigung der Kapazitaten, die in der Neutralisations-Brückenschaltung wirksam sind: 2 × Cag1, 2 × C1, Cn und C2. SSK: Steuergitterschwingkreis.

Der Steuergitterschwingkreis an zwei parallelgeschalteten Tetroden

Im Abschnitt "Der Steuergitterschwingkreis" wurde der Blindwiderstand Xc = 150 Ω für die Kapazitäten gewählt, die in den KW-Bändern Resonanz herbeiführen. In Verbindung mit einem 100-pF-Trimmer (-Drehkondensator) Cg ist dann gewährleistet, daß auf die Eckfrequenz fmax = 29,7 MHz abgestimmt werden kann. Die Kapazität Csch der Leitungsführung wurde nicht ausdrücklich abgeschätzt, da sich ein 10-m-Band-Steuergitterschwingkreis räumlich sehr kapazitätsarm und eng zusammenfügen und einbauen läßt.

Die Verdopplung der Eingangskapazität auf 2 × C1 bei Parallelschaltung macht es notwendig zu überprüfen, ob es dann auch mit Xc = 150 Ω gelingt, mit einem 100-pF-Trimmer auf 29,7 MHz abzustimmen.

Auf 29,7 MHz entspricht Xc = 150 Ω der Kapazität

Eq 26

Werden z. B. zwei QB 3/300 verwendet, ist 2 × C1 = 22 pF. Ein 100-pF-Trimmer hat die Anfangskapazität Cmin ≈ 5 pF und beim Winkelgrad 5 einer Skala die (zusätzliche) Kapazität

Eq 27

Die Kapazität Csch einer, reichlich bemessenen, Leitungsführung mit 1,5-mmDurchmesser-Cu-Draht, versilbert, 8 cm lang, 2 cm über dem Chassis, parallel zu ihm verlaufend, ist Csch ≈ 1 pF.

Die Gesamt-Anfangskapazität ist also Cg, min ≈ 5 pF + 3 pF + 22 pF + 1 pF = 31 pF. Es ist also möglich, auf fmax = 29,7 MHz abzustimmen.

Steht nur ein Cg mit größerer Anfangskapazität zur Verfügung, muß ggf. mit größerem Cg, d. h. mit kleinerem Xc, gearbeitet werden. Bei Xc = 120 Ω z. B. ist auf 29,7 MHz bereits C1 = 45 pF, und die 10m-Band-Spule muß dann die Induktivität L ≈ 0,7 µH haben.

Anodenschwingkreis an zwei parallelgeschalteten Tetroden

Die für die zusätzliche, parallelgeschaltete Tetrode erforderliche Anodenzuleitung entspricht ungefähr einem 10 cm langen, 1 cm breiten Kupferband, 10 cm über dem Chassis, parallel zu ihm verlaufend. Die durch diese Zuleitung hervorgerufene zusätzliche Kapazität C'sch beläuft sich auf rund 1,5 pF. Man hat es daher insgesamt mit

Eq 28

zu tun.

Die Ausgangskapazität von Tetroden, die erst in Parallelschaltung zweier von ihnen in die Lage versetzen, die gesetzlich zugestandene maximale HF-Wechselstromleistung gegebenenfalls zu erreichen, liegt bei C2 = 3 pF. Dieser Betrag geht zusätzlich in die Berechnung von C1, min ein.

Bei Parallelschaltung zweier Röhren ist also

C1, min = Cmin + C'min + (2 × C2, rö) + (Csch + C'sch)

In Verbindung mit einem herkömmlichen 250-pF-Sender-Drehkondensator ist

C1, min = 20 pF + 7 pF + (2 × 3 pF) + (2,5 pF + 1,5 pF) = 37 pF

und der Blindwiderstand dieser Kapazität auf 29,7 MHz ist

eq 29

In Verbindung mit einem 250-pF-VakuumSender-Drehkondensator ist

C1, min = 5 pF + 5 pF + (2 × 3 pF) + (2,5 pF + 1,5 pF) = 20 pF

mit dem sich auf 29,7 MHz einstellenden Blindwiderstand

Eq 31

Eine für das hier behandelte Senderverstärkerprinzip geeignete Röhre ist z. B. die QB 3/300. Der Hersteller dieser Tetrode empfiehlt, sie "als HF-Verstärker" mit einem der folgenden Uan/Ian-Verhältnisse zu betreiben: 1500 V / 0,11 A; 2000 V / 0,2 A; 2500 V / 0,2 A oder 3000 V / 0,17 A, die den gerundeten Arbeitswiderständen - RA = Uan / Ian - 13640 Ω, 10000 Ω, 12500 Ω und 17650 Ω entsprechen.

Werden zwei QB 3/300 parallelgeschaltet, werden die Arbeitswiderstände halbiert, und man erhält die RA-Reihe 6820 It, 5000 12, 6250 12 und 8825 it. Offensichtlich durchläuft diese Reihe mit

Eq 32

ein Minimum, und daher kann man von vornherein mit Uan = 2000 V und Ian = 2 0,2 A = 0,4 A die Frage angehen, wie es um den Gütefaktor Q in Abhängigkeit von Xc1, min und RA steht, also auch in bezug auf einen verwendbaren C1-Drehkondensator.

Soll ein herkömmlicher 250-pF-Drehkondensator verwendet werden, ergibt sich

Eq 33 bei B-Betrieb

und

Eq 34 bei C-Betrieb

Berücksichtigt man, daß Q in den Bereich 10...20 fallen soll, ist also nur C-Betrieb mit einem herkömmlichen 250-pF-Drehkondensator eine gute Lösung.

Steht jedoch ein Vakuum-C1-Drehkondensator mit gleichem C1, max zur Verfügung, erhält man

eq 35 bei B-Betrieb

und

eq 36 bei C-Betrieb

Jeder Klasse C"-Senderverstärker erzeugt Harmonische (Oberwellen) der Frequenz, mit der er an- bzw. ausgesteuert wird, weil sein sogenannter Arbeitspunkt auf der Ian-Ug1-Kennlinie der verwendeten Röhre(n) im Bereich einer negativen Steuergittervorspannung -Ug1 liegt. Die unerwünschten Oberwellen werden um so besser vom Anodenschwingkreis unterdrückt, je größer sein Gütefaktor Q, seine Abstimmschärfe ist. Bei C-Betrieb sollte Q nicht kleiner als 10 sein, nur bei B-Betrieb darf Q = 10 unterschritten werden, bis hin zuQ - 5.

Im zuletzt dargestellten Beispiel ist zwar die Unterschreitung des Q = 10...20-Bereichs mit Q ≈ 9 ein weiterer überzeugender Hinweis auf den Vorteil, den all die C1-Drehkondensatoren in einem π-Filter bieten, die eine sehr kleine Anfangskapazität Cmin besitzen, muß aber auch Anlaß sein, den Gütefaktor zu erhöhen. Dies zu erreichen ist in diesem Zusammenhang stets leichter, als Q zu verkleinern, wie alle im vorausgehenden Text angeführten Beispiele nur zu deutlich gezeigt haben.

Im vorliegenden Fall muß in der Formel für die Berechnung von Q entweder im Zähler einer der beiden Faktoren größer oder im Nenner einer der beiden kleiner sein, wenn Q einen größeren Betrag erreichen soll. In Frage kommen logischerweise die Faktoren Uan oder 2 × Ian. Mit anderen Worten: Der hier wirkende Arbeitswiderstand

Eq 37

muß größer sein, damit dieses Ziel erreicht wird.

Durch Umformung ergibt sich aus

Eq 38

Um von Q ≈ 9 zu z. B. Q ≈ 12 zu gelangen, muß sein

Eq 39

d. h. je Röhre ist Ian - 0,15A. Oder es muß sein

Eq 40

bei Ian = 0,2 A je Röhre.

Im Mittel beträgt der Anodenwirkungsgrad der QB 3/300 laut Messungen ihres Herstellers Tian 0,75. Bezogen auf das soeben in Betracht gezogene Beispiel Uan = 2 kV und Ian 0,3 A, ist zu erwarten, daß die HF-Wechselstromleistung P2 - 450 W zur Verfügung steht; mit Uan = 2,6 kV und Ian ≈ 0,4 A ist P2 ≈ 780 W, also 4 % über der gesetzlich zugelassenen höchsten HF-Wechselstromleistung.

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DL3FM, Prof. Dr. Karl Lickfeld.